Bei der Abrech­nung sta­tio­nä­rer Leis­tun­gen, aber auch bei der Fra­ge der Haf­tung nach einem ärzt­li­chen Behand­lungs­feh­ler ist ent­schei­dend, mit wem der Pati­ent denn nun eigent­lich einen Ver­trag abge­schlos­sen hat. Die Ver­trags­ge­stal­tung ist im Ver­gleich zur Behand­lung im ambu­lan­ten Bereich in der übli­chen Arzt­pra­xis wesent­lich kom­ple­xer.

Es gibt letzt­lich fol­gen­de ver­trag­li­che Gestal­tun­gen:

  1. der tota­le Kran­ken­haus­auf­nah­me­ver­trag
  2. der tota­le Kran­ken­haus­auf­nah­me­ver­trag mit Arzt­zu­satz­ver­trag
  3. der gespal­te­ne Arzt-Kran­ken­haus-Ver­trag

1. Der tota­le Kran­ken­haus­auf­nah­me­ver­trag

Der tota­le Kran­ken­haus­auf­nah­me­ver­trag ist beim gesetz­lich kran­ken­ver­si­cher­ten Pati­en­ten der Regel­fall im Rah­men einer sta­tio­nä­ren Kran­ken­haus­be­hand­lung, aller­dings kön­nen auch Selbstzahler/privat kran­ken­ver­si­cher­te Pati­en­ten einen sol­chen Ver­trag mit dem Kran­ken­haus abschlie­ßen. Der Abschluss eines sol­chen tota­len Kran­ken­haus­auf­nah­me­ver­trags ist form­los mög­lich, Schrift­form ist also nicht vor­ge­schrie­ben. Bei die­sem Ver­trags­ver­hält­nis tritt der Pati­ent allein zum Trä­ger des Kran­ken­hau­ses in ver­trag­li­che Bezie­hun­gen.

Der Kran­ken­haus­trä­ger schul­det im Rah­men die­ses viel­schich­ti­gen Ver­trags­ver­hält­nis­ses die gesam­te not­wen­di­ge Kran­ken­haus­be­hand­lung gegen­über dem Pati­en­ten. Der Ver­trag ent­hält Ele­men­te eines Beher­ber­gungs­ver­tra­ges, eines Miet­ver­tra­ges, eines Kauf­ver­tra­ges sowie letzt­lich werk- und dienst­ver­trag­li­che Ele­men­te. Da die dienst­ver­trag­li­chen Ele­men­te über­wie­gen, wird der Krank­haus­auf­nah­me­ver­trag maß­geb­lich von den Rege­lun­gen des Dienst­ver­tra­ges bzw. den beson­de­ren Rege­lun­gen des Behand­lungs­ver­tra­ges (§§ 630a ff. BGB) bestimmt.

Soweit die Behand­lung gesetz­lich ver­si­cher­ter Pati­en­ten erbracht wird, ist auf § 2 Abs. 2 Kran­ken­haus­ent­gelt­ge­setz bzw. die Bun­des­pfle­ge­satz­ver­ord­nung und auf § 39 SGB V abzu­stel­len, wobei das Kran­ken­haus­ent­gelt­ge­setz wie­der­um auf Ein­rich­tun­gen der Psych­ia­trie, Psy­cho­so­ma­tik und Psy­cho­the­ra­pie nicht anzu­wen­den ist.

Beim tota­len Kran­ken­haus­auf­nah­me­ver­trag tritt der Kran­ken­haus­arzt zu dem ein­zel­nen Pati­en­ten nicht in eine geson­der­te ver­trag­li­che Bezie­hung. Ver­trags­part­ner ist allein der Kran­ken­haus­trä­ger. Die­ser lässt sei­ne ärzt­li­chen Leis­tun­gen im Wesent­li­chen durch ange­stell­te Ärz­te erbrin­gen. Dem­entspre­chend trifft auch die ver­trag­li­che Haf­tung aus­schließ­lich den Kran­ken­haus­trä­ger. Auf­grund des tota­len Krank­haus­auf­nah­me­ver­tra­ges schul­det der Kran­ken­haus­trä­ger sämt­li­che Leis­tun­gen »total«, wohin­ge­gen der ein­zel­ne Arzt, der die ärzt­li­chen Leis­tun­gen erbringt, kei­nen eige­nen Hono­rar­an­spruch gegen­über dem Pati­en­ten erwirbt. Spie­gel­bild­lich zu die­sen Ver­trags­be­zie­hun­gen hat der ein­zel­ne Pati­ent kei­nen Anspruch auf die Behand­lung durch einen bestimm­ten Arzt. Die Ein­tei­lung der Kran­ken­haus­ärz­te ist bei die­ser Ver­trags­ge­stal­tung aus­schließ­lich eine kran­ken­haus­in­ter­ne Ange­le­gen­heit, die allein durch Per­so­nal­pla­nung und medi­zi­ni­sche Not­wen­dig­kei­ten bestimmt wird.

Auch wenn im Rah­men des sta­tio­nä­ren Auf­ent­hal­tes Wahl­leis­tun­gen mit einer geson­der­ten Wahl­leis­tungs­ver­ein­ba­rung ver­ein­bart wer­den, gehö­ren die­se zunächst zu den Kran­ken­haus­leis­tun­gen. Ledig­lich dann, wenn ein­zel­nen Ärz­ten sei­tens des Kran­ken­haus­trä­gers das Recht zum eige­nen Ver­trags­schluss mit dem Pati­en­ten ein­ge­räumt wird und als­dann auch aus­drück­lich ein zusätz­li­cher Wahl­leis­tungs­ver­trag zwi­schen Pati­ent und Kran­ken­haus­arzt zustan­de kommt, wer­den die in die­ser Wahl­leis­tungs­ver­ein­ba­rung dann zwi­schen Arzt und Pati­ent geson­dert gere­gel­ten Leis­tungs­in­hal­te Gegen­stand eines wei­te­ren geson­der­ten Ver­trags­ver­hält­nis­ses. Nicht­ärzt­li­che Wahl­leis­tun­gen, wie bei­spiels­wei­se ein Ein­zel­zim­mer, wer­den ohne­hin nur zwi­schen Pati­ent und Kran­ken­haus­trä­ger ver­ein­bart (nähe­res dazu unter 2.).

Der tota­le Kran­ken­haus­auf­nah­me­ver­trag bedeu­tet also für das Ver­hält­nis zwi­schen Kli­nik und Pati­ent, dass allei­ni­ger Ver­trags­part­ner für sämt­li­che Leis­tun­gen der Kli­nik­trä­ger ist, der auch aus­schließ­lich allein für die Liqui­da­ti­on der gesam­ten Leis­tun­gen ver­ant­wort­lich ist.

2. Der tota­le Kran­ken­haus­auf­nah­me­ver­trag mit Arzt­zu­satz­ver­trag

Auch beim tota­len Kran­ken­haus­auf­nah­me­ver­trag mit Arzt­zu­satz­ver­trag ver­pflich­tet sich zunächst das Kran­ken­haus zur Erbrin­gung der ärzt­li­chen Behand­lung und der übri­gen Kran­ken­haus­ver­sor­gung. Dane­ben schließt aber der Pati­ent in der Regel mit dem Chef­arzt oder einem sons­ti­gen liqui­da­ti­ons­be­rech­tig­ten Arzt des Kran­ken­hau­ses einen zusätz­li­chen Arzt­ver­trag ab. Wird dann in die­sem zusätz­li­chen Arzt­ver­trag aus­drück­lich das Recht zur selb­stän­di­gen Liqui­da­ti­on der ärzt­li­chen Leis­tun­gen durch die­sen Chef­arzt bzw. liqui­da­ti­ons­be­rech­tig­ten Arzt ver­ein­bart, so führt der tota­le Kran­ken­haus­auf­nah­me­ver­trag mit Arzt­zu­satz­ver­trag zu zwei Ver­trags­ver­hält­nis­sen: Ein Ver­trags­ver­hält­nis besteht wei­ter­hin mit dem Kran­ken­haus­trä­ger, wohin­ge­gen hin­sicht­lich der aus der Wahl­leis­tungs­ver­ein­ba­rung mit geson­der­tem Liqui­da­ti­ons­recht her­vor­ge­hen­den ärzt­li­chen Leis­tun­gen ein wei­te­res Ver­trags­ver­hält­nis mit dem Arzt zustan­de kommt. Der Pati­ent ver­schafft sich auf die­sem Weg also für die ärzt­li­chen Leis­tun­gen einen wei­te­ren zusätz­li­chen Schuld­ner.

Ein Wahl­leis­tungs­ver­trag mit einem liqui­da­ti­ons­be­rech­tig­ten Arzt ist jedoch nur wirk­sam, wenn der Pati­ent vor Ver­trags­ab­schluss über die dann im Rah­men die­ser Wahl­leis­tungs­ver­ein­ba­rung etwa­ig anfal­len­den Kos­ten der Wahl­leis­tun­gen unter­rich­tet wur­de und die­se schrift­lich ver­ein­bart wer­den.

Durch den Abschluss der Wahl­leis­tungs­ver­ein­ba­rung mit geson­der­tem Liqui­da­ti­ons­recht des behan­deln­den Arz­tes wird der Kran­ken­haus­trä­ger nicht aus der Haf­tung ent­las­sen. Der Arzt­ver­trag tritt zusätz­lich zu dem Ver­trag mit dem Kran­ken­haus­trä­ger. Wei­ter­hin ist der Kran­ken­haus­trä­ger zur Erbrin­gung der gesam­ten Leis­tun­gen im Rah­men des sta­tio­nä­ren Auf­ent­hal­tes ver­pflich­tet.

Bei dem tota­len Kran­ken­haus­auf­nah­me­ver­trag mit Arzt­zu­satz­ver­trag bleibt der Kran­ken­haus­trä­ger zur Erbrin­gung sämt­li­cher Kran­ken­haus­leis­tun­gen ver­pflich­tet und kann die­se liqui­die­ren. Zusätz­lich kann der liqui­da­ti­ons­be­rech­tig­te Arzt, der mit dem Pati­en­ten eine ent­spre­chen­de Wahl­leis­tungs­ver­ein­ba­rung abge­schlos­sen hat, sei­ne ärzt­li­chen Leis­tun­gen gegen­über dem Pati­en­ten liqui­die­ren. Der Pati­ent hat also zwei Schuld­ner für die ärzt­li­chen Leis­tun­gen und sieht sich spie­gel­bild­lich zwei Rech­nungs­stel­lern gegen­über.

3. Gespal­te­ner Kran­ken­haus­ver­trag

Beim gespal­te­nen Kran­ken­haus­ver­trag schul­det der Kran­ken­haus­trä­ger dem Pati­en­ten die Kran­ken­haus­ver­sor­gung, also im Wesent­li­chen die Unter­brin­gung, Ver­pfle­gung, die Bereit­stel­lung etwa­iger tech­ni­scher Ein­rich­tun­gen, die Orga­ni­sa­ti­on, deren Benut­zung, den Ein­satz nicht­ärzt­li­chen Hilfs­per­so­nals, die orga­ni­sa­to­ri­sche Sicher­stel­lung aus­rei­chen­der Anwei­sun­gen an den Pfle­ge­dienst und, sofern vor­han­den, des Ein­sat­zes nach­ge­ord­ne­ter Ärz­te im Kran­ken­haus.

Die wei­te­re ärzt­li­che Ver­sor­gung gehört ins­be­son­de­re dann zu den vom Kran­ken­haus­trä­ger geschul­de­ten Leis­tun­gen, wenn die­se nicht per­sön­lich von dem Beleg­arzt erbracht wer­den kön­nen, etwa weil die­se Leis­tun­gen fach­ge­biets­fremd sind. Bei­spiel­haft sei auf die Stel­lung eines Anäs­the­sis­ten bei der Durch­füh­rung einer Ope­ra­ti­on ver­wie­sen. Die Vor­hal­tung eines eige­nen ärzt­li­chen Per­so­nals ist indes im Rah­men des gespal­te­nen Kran­ken­haus­ver­tra­ges nicht zwin­gend. Übli­cher­wei­se ver­fügt ein rei­nes Beleg­kran­ken­haus bei­spiels­wei­se nicht über einen eige­nen ärzt­li­chen Dienst. Ein rei­nes Beleg­kran­ken­haus gewährt ledig­lich pfle­ge­ri­sche Leis­tun­gen sowie Unter­kunft und Ver­pfle­gung. Die ärzt­li­chen Leis­tun­gen wer­den allein von den Beleg­ärz­ten erbracht (Rehborn/Thomae, in Hand­buch Medi­zin­recht, Kap. 30, Rn. 32).

In jedem Fall umfasst die Orga­ni­sa­ti­ons­pflicht des Beleg­kran­ken­hau­ses die Pla­nung und Kon­trol­le der Behand­lung. Die ärzt­li­chen Leis­tun­gen wer­den indes von dem selbst liqui­die­ren­den Arzt, regel­mä­ßig einem Beleg­arzt, erbracht.

Bei die­sem Ver­trags­mo­dell berech­net der Kran­ken­haus­trä­ger sei­ne Leis­tun­gen gegen­über dem Pati­en­ten. Die ärzt­li­chen Leis­tun­gen wie­der­um wer­den allein durch den/die Beleg­ärz­te abge­rech­net, die die­se ärzt­li­chen Leis­tun­gen auch erbracht haben.

 

Tho­mas Oede­ko­ven,
Rechts­an­walt
Fach­an­walt für Medi­zin­recht
Fach­an­walt für Sozi­al­recht
Wirt­schafts­me­dia­tor

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