Die Ent­schei­dung des OLG Karls­ru­he (13. Zivil­se­nat), Hin­weis­be­schluss vom 04.11.2023 – 13 U 223/22 im Fokus

Immer wie­der taucht bei der Aus­ar­bei­tung von Ver­trä­gen zur Über­nah­me einer ärzt­li­chen Pra­xis oder eines Gesell­schafts­an­teils an einer Berufs­aus­übungs­ge­mein­schaft die Fra­ge auf, ob eine Rege­lung zur Über­ga­be der Pati­en­ten­kar­tei wirk­lich not­wen­dig ist. Man­che mögen argu­men­tie­ren, dass sol­che Klau­seln die Ver­trä­ge unnö­tig kom­pli­ziert machen und daher lie­ber dar­auf ver­zich­ten wür­den. Doch die­ser Ansatz birgt erheb­li­che Risi­ken.

Ein Pra­xis­über­nah­me­ver­trag ohne kla­re Rege­lung zur Über­ga­be der Behand­lungs­do­ku­men­ta­ti­on oder Pati­en­ten­kar­tei kann schwer­wie­gen­de Feh­ler auf­wei­sen und das Risi­ko der Nich­tig­keit des Ver­tra­ges deut­lich erhö­hen. Ein nich­ti­ger Ver­trag ist von Anfang an ungül­tig, was bedeu­tet, dass alle gegen­sei­ti­gen Leis­tun­gen rück­ab­ge­wi­ckelt wer­den müs­sen. Ins­be­son­de­re die Rück­ab­wick­lung einer über meh­re­re Mona­te geführ­ten Pra­xis kann äußerst pro­ble­ma­tisch sein.

Erstaun­li­cher­wei­se fin­den sich trotz die­ser Risi­ken immer noch Ver­trä­ge zur Über­nah­me einer Pra­xis oder eines Pra­xis­an­teils, die kei­ne Rege­lun­gen zur Über­nah­me der Behand­lungs­do­ku­men­ta­ti­on oder Pati­en­ten­kar­tei ent­hal­ten. Ein aktu­el­ler Fall vor dem OLG Karls­ru­he aus dem Jahr 2023 ver­deut­licht die Kon­se­quen­zen die­ser Nach­läs­sig­keit.

In die­sem Beru­fungs­ver­fah­ren ging es um den Streit über die Wirk­sam­keit eines Pra­xis­über­ga­be­ver­trags. Der Beklag­te argu­men­tier­te, dass der Ver­trag nich­tig sei, da die Par­tei­en sich nicht über wesent­li­che Punk­te einig waren, ins­be­son­de­re über die Über­tra­gung der Pati­en­ten­da­ten. Der Klä­ger kön­ne daher kei­ne Ansprü­che aus dem Ver­trag gel­tend machen. Das Land­ge­richt gab dem Beklag­ten recht und erklär­te den Ver­trag für nich­tig, da die feh­len­de Rege­lung zur Über­nah­me der Behand­lungs­do­ku­men­ta­ti­on das infor­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mungs­recht der Pati­en­ten und die ärzt­li­che Schwei­ge­pflicht ver­let­ze.

Der Klä­ger leg­te gegen die­se Ent­schei­dung Beru­fung ein, wor­auf­hin das OLG Karls­ru­he den Fall behan­del­te. In sei­nem Hin­weis­be­schluss vom 04.11.2023 wies das OLG Karls­ru­he dar­auf hin, dass die Beru­fung des Klä­gers als nicht erfolg­ver­spre­chend betrach­tet wird. Die Beru­fung wer­de abge­lehnt und der Beklag­te habe das Recht, vom Ver­trag zurück­zu­tre­ten. Die Rück­ab­wick­lung erfolg­te gemäß den ein­schlä­gi­gen gesetz­li­chen Bestim­mun­gen.

Die Kon­se­quen­zen sind klar: Ein Ver­trag ohne kla­re Rege­lung zur Über­nah­me der Behand­lungs­do­ku­men­ta­ti­on oder Pati­en­ten­kar­tei kann zu erheb­li­chen recht­li­chen Pro­ble­men füh­ren, die im schlimms­ten Fall zur Nich­tig­keit des Ver­tra­ges und zur Rück­ab­wick­lung aller Leis­tun­gen füh­ren kön­nen. Es ist daher drin­gend zu emp­feh­len, sol­che Klau­seln sorg­fäl­tig aus­zu­ar­bei­ten und in die Ver­trä­ge auf­zu­neh­men.

Bei Fra­gen zur Gestal­tung von Pra­xis­über­nah­me­ver­trä­gen und recht­li­chen Absi­che­run­gen ste­hen wir Ihnen ger­ne zur Ver­fü­gung.

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