Im Fokus zwei­er rich­tungs­wei­sen­der Gerichts­ent­schei­dun­gen des Lan­des­so­zi­al­ge­richts Nord­rhein-West­fa­len (LSG NRW) und des Bun­des­so­zi­al­ge­richts (BSG) stand die Zulas­sung eines durch Inves­to­ren betrie­be­nen Medi­zi­ni­schen Ver­sor­gungs­zen­trums (MVZ). Die­se Urtei­le unter­strei­chen die recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen und die Gleich­be­rech­ti­gung von MVZs und Ver­trags­ärz­ten in der ver­trags­ärzt­li­chen Ver­sor­gung.

Ent­schei­dung des LSG Nord­rhein-West­fa­len (11.05.2022 – L 11 KA 31/20)

Das LSG NRW ent­schied am 11. Mai 2022, dass ein zuge­las­se­ner Ver­trags­arzt kei­ne defen­si­ve Kon­kur­ren­ten­kla­ge gegen die Zulas­sung eines MVZ in räum­li­cher Nähe zu sei­ner Pra­xis erhe­ben kann. Dies liegt dar­an, dass es an einem Vor­rang-Nach­rang-Ver­hält­nis zwi­schen der Zulas­sung des Ver­trags­arz­tes und der des MVZ fehlt. Kon­kret bedeu­tet dies, dass MVZs und Ver­trags­ärz­te gleich­be­rech­tigt zur Teil­nah­me an der ver­trags­ärzt­li­chen Ver­sor­gung zuge­las­sen sind, ohne dass eine Bedarfs­prü­fung erfor­der­lich ist.

Der Klä­ger, ein Fach­arzt für Augen­heil­kun­de, argu­men­tier­te, dass die Zulas­sung des MVZ unrecht­mä­ßig sei, da die ursprüng­li­chen Gesell­schaf­ter, eben­falls Augen­ärz­te, ihre Antei­le kurz nach der Zulas­sung an die Kli­nik C GmbH ver­kauft hat­ten. Er behaup­te­te, dass die ursprüng­li­chen Gesell­schaf­ter nie die Absicht hat­ten, das MVZ selbst zu betrei­ben, und dass die Über­tra­gung der Antei­le eine Umge­hung der gesetz­li­chen Vor­schrif­ten dar­stell­te.

Das LSG NRW wies die­se Argu­men­te zurück und bestä­tig­te die Recht­mä­ßig­keit der Zulas­sung des MVZ. Das Gericht stell­te fest, dass die gesetz­li­chen Anfor­de­run­gen für die Zulas­sung erfüllt waren und dass die Gleich­be­rech­ti­gung von MVZs und Ver­trags­ärz­ten in der ver­trags­ärzt­li­chen Ver­sor­gung kei­ne Vor­rang­prü­fung not­wen­dig macht. Somit wur­de die Beru­fung des Klä­gers zurück­ge­wie­sen und die Zulas­sung des MVZ als recht­mä­ßig aner­kannt.

Ent­schei­dung des Bun­des­so­zi­al­ge­richts (22.02.2023 – B 6 KA 24/22 B)

Am 22. Febru­ar 2023 bekräf­tig­te das Bun­des­so­zi­al­ge­richt (BSG) die Ent­schei­dung des LSG NRW, indem es die Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de des kla­gen­den Augen­arz­tes als unzu­läs­sig ver­warf. Das BSG stell­te klar, dass die vom Klä­ger vor­ge­brach­ten Annah­men und fest­stel­lungs­be­dürf­ti­gen Tat­sa­chen, wie die behaup­te­te Beein­träch­ti­gung durch Finanz­in­ves­to­ren des MVZ, kei­ne Grund­la­ge für ein Revi­si­ons­ver­fah­ren bie­ten.

Das BSG erläu­ter­te, dass die Anfech­tung einer MVZ-Zulas­sung durch einen Ver­trags­arzt ein Vor­rang-Nach­rang-Ver­hält­nis vor­aus­setzt, das in die­sem Fall nicht gege­ben war. MVZs und Ver­trags­ärz­te neh­men gleich­be­rech­tigt an der ver­trags­ärzt­li­chen Ver­sor­gung teil, was bedeu­tet, dass eine Bedarfs­prü­fung bei der Zulas­sung eines MVZ nicht erfor­der­lich ist. Die Gleich­stel­lung von MVZs und Ver­trags­ärz­ten wur­de in die­ser Ent­schei­dung deut­lich her­vor­ge­ho­ben, und die Beschwer­de des Klä­gers wur­de abge­wie­sen.

Bedeu­tung der Ent­schei­dun­gen

Die­se Ent­schei­dun­gen sind von gro­ßer Bedeu­tung für die recht­li­che Beur­tei­lung der Zulas­sung von MVZs und ver­deut­li­chen, dass Inves­to­ren­be­trie­be kei­ne Benach­tei­li­gung nie­der­ge­las­se­ner Ärz­te bedeu­ten, solan­ge die gesetz­li­chen Vor­ga­ben ein­ge­hal­ten wer­den. Die Gleich­be­rech­ti­gung von MVZs und Ver­trags­ärz­ten in der ver­trags­ärzt­li­chen Ver­sor­gung ist ein zen­tra­les Ele­ment die­ser Urtei­le.

Aus­wir­kun­gen auf die Pra­xis

Für Ver­trags­ärz­te bedeu­tet dies, dass sie sich in Zukunft dar­auf ein­stel­len müs­sen, dass MVZs, auch wenn sie durch Inves­to­ren betrie­ben wer­den, gleich­be­rech­tigt an der ver­trags­ärzt­li­chen Ver­sor­gung teil­neh­men kön­nen. Dies könn­te zu einer stär­ke­ren Kon­kur­renz in bestimm­ten Fach­ge­bie­ten füh­ren, ins­be­son­de­re in Bal­lungs­räu­men, wo die räum­li­che Nähe zwi­schen MVZs und Ein­zel­pra­xen häu­fi­ger vor­kom­men kann.

Recht­li­che Über­le­gun­gen

Die Ent­schei­dun­gen des LSG NRW und des BSG beto­nen, dass die recht­li­chen Anfor­de­run­gen für die Zulas­sung von MVZs klar defi­niert sind und strikt ein­ge­hal­ten wer­den müs­sen. Für die Grün­dung eines MVZs bedeu­tet dies, dass die Gesell­schaf­ter­wech­sel in der Trä­ger­schaft sorg­fäl­tig doku­men­tiert und den gesetz­li­chen Vor­schrif­ten ent­spre­chend gestal­tet sein müs­sen, um die Zulas­sung zu erhal­ten und auf­recht­zu­er­hal­ten.

Fazit

Die Urtei­le des LSG NRW und des BSG zur Zulas­sung eines durch Inves­to­ren betrie­be­nen MVZs ver­deut­li­chen die kla­re recht­li­che Struk­tur und die Anfor­de­run­gen für die Teil­nah­me an der ver­trags­ärzt­li­chen Ver­sor­gung. Sie zei­gen, dass MVZs und Ver­trags­ärz­te gleich­be­rech­tigt behan­delt wer­den und dass Inves­to­ren­be­trie­be kei­ne unrecht­mä­ßi­ge Beein­flus­sung der ver­trags­ärzt­li­chen Ver­sor­gung dar­stel­len, solan­ge die gesetz­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen ein­ge­hal­ten wer­den. Die­se Klar­stel­lung ist von wesent­li­cher Bedeu­tung für die Pla­nung und den Betrieb von MVZs sowie für die nie­der­ge­las­se­nen Ärz­te, die sich in einem zuneh­mend kom­pe­ti­ti­ven Umfeld behaup­ten müs­sen.

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