(LSG) Ber­lin-Bran­den­burg Beschluss vom 18.10.2023 – L 7 KA 26/23 B ER)

Ein­lei­tung:

§ 103 Abs. 4c Satz 3 SGB V besagt, dass bei der Aus­wahl des Pra­xis­nach­fol­gers ein mehr­heit­lich von Kapi­tal­in­ves­to­ren geführ­tes MVZ, bei dem die Mehr­heit der Geschäfts­an­tei­le und der Stimm­rech­te nicht bei den dort täti­gen Ver­trags­ärz­ten liegt, nach­ran­gig zu berück­sich­ti­gen ist.
Das Lan­des­so­zi­al­ge­richt (LSG) Ber­lin-Bran­den­burg hat am 18. Okto­ber 2023 einen Beschluss gefasst, der die Anwend­bar­keit die­ser gesetz­li­chen Rege­lung zur Nach­ran­gig­keit bei der Aus­wahl des Pra­xis­nach­fol­gers betrifft. Die­se Zusam­men­fas­sung erläu­tert die Argu­men­ta­ti­on des Gerichts und war­um es die gesetz­li­che Nach­ran­gig­keits­re­ge­lung in die­sem Fall nicht ange­wandt hat.

Sach­ver­halt:

Die Antrag­stel­le­rin und die Bei­gela­de­ne zu 7 stan­den sich als Bewer­ber um die Nach­be­set­zung eines Ver­trags­arzt­sit­zes gegen­über. Bei­de MVZ wur­den mehr­heit­lich von Kapi­tal­in­ves­to­ren geführt. Die Antrag­stel­le­rin hat­te bereits einen Miet­ver­trag für die Pra­xis­räu­me abge­schlos­sen, bevor die Ent­schei­dung des Zulas­sungs­aus­schus­ses vor­lag, was zur Ver­le­gung der Pra­xis führ­te.

Argu­men­ta­ti­on des Gerichts:

Recht­li­cher Rah­men:

Das Gericht bezieht sich auf § 103 Abs. 4c Satz 3 SGB V, der besagt, dass bei der Aus­wahl des Pra­xis­nach­fol­gers ein MVZ, bei dem die Mehr­heit der Geschäfts­an­tei­le und der Stimm­rech­te nicht bei den dort täti­gen Ver­trags­ärz­ten liegt, nach­ran­gig zu berück­sich­ti­gen ist. Die­se Rege­lung soll die frei­be­ruf­li­che Tätig­keit von Ärz­ten in MVZ för­dern und die Ver­sor­gung der Pati­en­ten sicher­stel­len.

Anwen­dungs­be­reich der Nach­rang­re­ge­lung:

Das Gericht stellt klar, dass die­se Nach­ran­gig­keits­re­ge­lung in Situa­tio­nen, in denen zwei MVZ, die mehr­heit­lich von Kapi­tal­in­ves­to­ren geführt wer­den, gegen­ein­an­der kon­kur­rie­ren, nicht zur Anwen­dung kommt. Dies ergibt sich aus der Geset­zes­be­grün­dung, die den Schutz der frei­be­ruf­li­chen Ärz­te­schaft in MVZ betont. Da bei­de MVZ in die­sem Fall nicht von frei­be­ruf­li­chen Ärz­ten, son­dern von Kapi­tal­in­ves­to­ren geführt wer­den, sieht das Gericht kei­ne Not­wen­dig­keit, eines der MVZ nach­ran­gig zu behan­deln.

Bestands­schutz­re­ge­lung:

Nach § 103 Abs. 4c Satz 4 SGB V gilt der Nach­rang nicht für MVZ, die am 31. Dezem­ber 2011 bereits zuge­las­sen waren und bei denen die Mehr­heit der Geschäfts­an­tei­le und der Stimm­rech­te schon zu die­sem Zeit­punkt nicht bei den dort täti­gen Ver­trags­ärz­ten lag. Das Gericht hat jedoch fest­ge­stellt, dass die Bestands­schutz­re­ge­lung in die­sem spe­zi­el­len Fall eben­falls nicht greift, da die Rege­lung auf den Schutz bereits bestehen­der Struk­tu­ren abzielt und nicht auf die Kon­kur­renz­si­tua­ti­on zwi­schen zwei kapi­tal­ge­führ­ten MVZ ange­wen­det wer­den kann.

Ergeb­nis:

Das Gericht hat die Beschwer­de der Antrag­stel­le­rin abge­wie­sen und ent­schie­den, dass die Nach­ran­gig­keits­re­ge­lung des § 103 Abs. 4c Satz 3 SGB V nicht anwend­bar ist, wenn sich zwei MVZ, die mehr­heit­lich von Kapi­tal­in­ves­to­ren geführt wer­den, gegen­über­ste­hen. Die Ent­schei­dung betont die Bedeu­tung des Fort­füh­rungs­wil­lens und die Not­wen­dig­keit, die Ver­sor­gung der Pati­en­ten sicher­zu­stel­len.

Schluss­fol­ge­rung:

Die­ses Urteil ver­deut­licht die spe­zi­fi­schen Umstän­de, unter denen gesetz­li­che Rege­lun­gen zur Nach­ran­gig­keit nicht zur Anwen­dung kom­men. Die Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen frei­be­ruf­li­chen und kapi­tal­ge­führ­ten MVZ ist ein zen­tra­ler Aspekt der Ent­schei­dung. Die sorg­fäl­ti­ge Inter­es­sen­ab­wä­gung zuguns­ten der Pati­en­ten­ver­sor­gung unter­streicht die Prio­ri­tä­ten des Gerichts in sol­chen Fäl­len.

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