Mit einer bemer­kens­wer­ten Ent­schei­dung hat der Bun­des­ge­richts­hof (BGH) die recht­li­chen Gren­zen für die Wer­bung mit Vor­her-Nach­her-Bil­dern im Rah­men von Schön­heits­ope­ra­tio­nen neu abge­steckt. Beson­ders rele­vant: Die Rich­ter haben den Begriff des „ope­ra­ti­ven plas­tisch-chir­ur­gi­schen Ein­griffs“ aus­drück­lich weit gefasst. Die Ent­schei­dung setzt damit kla­re Maß­stä­be für die Wer­be­pra­xis von Ärz­tin­nen, Ärz­ten und auf Schön­heits­chir­ur­gie spe­zia­li­sier­ten Unter­neh­men.

Hin­ter­grund des Falls

Die Recht­spre­chung basiert auf einer Kla­ge, die erst­mals nach der seit Okto­ber 2023 gel­ten­den Neu­re­ge­lung im Unter­las­sungs­kla­gen­ge­setz (UKlaG) vor einem Ober­lan­des­ge­richt erst­in­stanz­lich ver­han­delt wur­de. Durch die neue Zustän­dig­keit erhal­ten qua­li­fi­zier­te Ein­rich­tun­gen wie Ver­brau­cher­zen­tra­len erwei­ter­te Mög­lich­kei­ten zur recht­li­chen Durch­set­zung von Ver­brau­cher­inter­es­sen.

Kern­aus­sa­gen der BGH-Ent­schei­dung

Der BGH bestä­tigt die weit gefass­te Defi­ni­ti­on eines plas­tisch-chir­ur­gi­schen Ein­griffs. Nach Auf­fas­sung des Gerichts dient die­se Aus­le­gung dem über­ge­ord­ne­ten Ziel, Bür­ge­rin­nen und Bür­ger zuver­läs­sig vor unsach­li­cher, irre­füh­ren­der oder über­stei­ger­ter Wer­bung für ästhe­ti­sche – nicht medi­zi­nisch indi­zier­te – Ein­grif­fe zu schüt­zen. Beson­ders betont der BGH, dass sol­che Wer­bung nicht dazu füh­ren darf, dass Men­schen ver­lei­tet wer­den, sich risi­ko­be­haf­te­ten Behand­lun­gen ohne aus­rei­chen­den medi­zi­ni­schen Nut­zen zu unter­zie­hen.

Die Ent­schei­dung ver­deut­licht, dass nicht nur gra­vie­ren­de ope­ra­ti­ve Maß­nah­men, son­dern auch soge­nann­te „mini­mal­in­va­si­ve“ oder klei­ne­re ästhe­ti­sche Kor­rek­tu­ren als Ein­grif­fe im Sin­ne der Vor­schrift erfasst sind. Damit unter­lie­gen auch sie den stren­gen Anfor­de­run­gen an die Wer­be­an­spra­che. Die grund­sätz­li­che Linie der Recht­spre­chung: Die Wahl­frei­heit der Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten muss in gesund­heits­sen­si­blen Berei­chen durch sach­li­che und aus­ge­wo­ge­ne Infor­ma­tio­nen geschützt wer­den.

Kon­se­quen­zen für die Pra­xis

Für Mar­ke­ting und Öffent­lich­keits­ar­beit im Bereich der Schön­heits­chir­ur­gie bedeu­tet das Urteil: Wer­be­maß­nah­men, die auf emo­tio­na­li­sie­ren­de Vor­her-Nach­her-Ver­glei­che set­zen oder in ihrer Dar­stel­lung die Risi­ken ver­schlei­ern, müs­sen künf­tig beson­ders sorg­fäl­tig geprüft wer­den. Ins­be­son­de­re darf Wer­bung nicht dazu bei­tra­gen, die Schwel­le zu ärzt­li­chen Ein­grif­fen unnö­tig nied­rig zu set­zen.

Aus­blick

Die Ent­schei­dung des BGH zeigt, dass Ver­brau­cher­schutz gera­de im sen­si­blen Seg­ment medi­zi­nisch nicht not­wen­di­ger Ein­grif­fe wei­ter­hin hohe Prio­ri­tät genießt. Ärz­tin­nen, Ärz­te und Wer­be­trei­ben­de soll­ten ihre Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gie kri­tisch über­den­ken, um recht­li­chen Risi­ken zu begeg­nen.

Bei Fra­gen zu aktu­el­len Ent­wick­lun­gen im Wett­be­werbs­recht mel­den Sie sich ger­ne bei Frau Rechts­an­wäl­tin Bader und ihrer Mit­ar­bei­te­rin Frau Bur per E‑Mail unter bur@dhk-law.com oder unter der Tele­fon­num­mer 0241/94621128.

News­let­ter-Anmel­dung

Ja, ich habe die Daten­schutz­er­klä­rung zur Kennt­nis genom­men und bin mit Absen­den des Kon­takt­for­mu­la­res mit der elek­tro­ni­schen Ver­ar­bei­tung und Spei­che­rung mei­ner Daten ein­ver­stan­den. Mei­ne Daten wer­den dabei nur streng zweck­ge­bun­den zur Bear­bei­tung und Beant­wor­tung mei­ner Anfra­ge benutzt.

Über den Autor

  • Sina Bader

    Sina Bader ist zuge­las­se­ne Rechts­an­wäl­tin seit 2018. Seit 2022 ist sie außer­dem Fach­an­wäl­tin für IT-Recht. Zum Anwalts­pro­fil