Hin­ter­grund: GOÄ-Abrech­nung bei Lipo­suk­tio­nen

Der Bun­des­ge­richts­hof (BGH) hat in sei­nem Urteil vom 13. Juni 2024 (Az.: III ZR 279/23) klar­ge­stellt, dass Ärz­te die Mög­lich­keit haben, für die Abrech­nung einer ambu­lant durch­ge­führ­ten Lipo­suk­ti­on eine Hono­rar­ver­ein­ba­rung gemäß § 2 GOÄ zu tref­fen und den Stei­ge­rungs­satz nach § 5 GOÄ zu erhö­hen. Die­se Ent­schei­dung hat erheb­li­che Aus­wir­kun­gen nicht nur für Medi­zi­ner, son­dern auch für Pati­en­ten, die eine sol­che Behand­lung in Anspruch neh­men möch­ten. Eine trans­pa­ren­te und rechts­si­che­re Abrech­nung schützt bei­de Sei­ten vor finan­zi­el­len und recht­li­chen Unsi­cher­hei­ten.

Die Kern­aus­sa­gen des Urteils

  1. GOÄ ist auch für ambu­lan­te Ope­ra­tio­nen in Pri­vat­kli­ni­ken anwend­bar­Die GOÄ gilt nicht nur für nie­der­ge­las­se­ne Ärz­te, son­dern auch für medi­zi­ni­sche Ver­sor­gungs­zen­tren und Pri­vat­kli­ni­ken, sofern die­se ärzt­li­che Leis­tun­gen erbrin­gen. Damit unter­lie­gen auch dort ambu­lant durch­ge­führ­te Lipo­suk­tio­nen den Rege­lun­gen der GOÄ. Für Pati­en­ten bedeu­tet dies eine recht­li­che Absi­che­rung, dass die Gebüh­ren­ord­nung ein­ge­hal­ten wird und unzu­läs­si­ge Pau­schal­ho­no­ra­re aus­ge­schlos­sen sind.
  2. Lipo­suk­ti­on kann nach Nr. 2454 GOÄ ana­log berech­net wer­den­Da eine Lipo­suk­ti­on nicht expli­zit in der GOÄ gere­gelt ist, kann die Abrech­nung ana­log nach Nr. 2454 erfol­gen. Dabei ist zu beach­ten, dass der Ein­griff pro Extre­mi­tät nicht mehr­fach berech­net wer­den darf. Eine Unter­tei­lung in klei­ne­re Behand­lungs­area­le recht­fer­tigt kei­ne geson­der­ten Gebüh­ren­an­sät­ze. Für Pati­en­ten ist dies von Bedeu­tung, da es vor mehr­fa­cher Abrech­nung glei­cher Gebüh­ren­zif­fern der GOÄ schützt.
  3. Erhö­hung des Stei­ge­rungs­sat­zes und indi­vi­du­el­le Hono­rar­ver­ein­ba­rung gemäß § 2 und § 5 GOÄ­Die schrift­li­che Hono­rar­ver­ein­ba­rung nach § 2 GOÄ ist das zen­tra­le Instru­ment für Ärz­te, um eine ange­mes­se­ne Ver­gü­tung für den kom­ple­xen Ein­griff der Lipo­suk­ti­on sicher­zu­stel­len. Eine Erhö­hung des Stei­ge­rungs­sat­zes über den 2,3‑fachen Satz hin­aus ist mit einer sol­chen Ver­ein­ba­rung mög­lich. Dies trägt dem erheb­li­chen zeit­li­chen und tech­ni­schen Auf­wand der Lipo­suk­ti­on Rech­nung, ins­be­son­de­re wenn die­ser über die Stan­dard­be­wer­tung der GOÄ hin­aus­geht. Fak­to­ren wie die Schwie­rig­keit des Ein­griffs, die benö­tig­te Zeit und die spe­zi­fi­schen Umstän­de der Behand­lung müs­sen hier­bei trans­pa­rent dar­ge­legt wer­den. Für Pati­en­ten bedeu­tet dies, dass eine höhe­re Abrech­nung zwar zuläs­sig ist, jedoch nach­voll­zieh­bar begrün­det und ver­trag­lich fest­ge­hal­ten sein muss. Durch die­se kla­re Rege­lung pro­fi­tie­ren sowohl Ärz­te, die ihre Leis­tun­gen ange­mes­sen ver­gü­tet sehen, als auch Pati­en­ten, die vor intrans­pa­ren­ter Abrech­nung geschützt wer­den.

Pra­xis­emp­feh­lun­gen für Ärz­te und Pati­en­ten

Für Ärz­te:

  • Doku­men­ta­ti­on: Eine detail­lier­te Begrün­dung der Abrech­nung nach § 5 GOÄ ist essen­zi­ell, um Hono­rar­kür­zun­gen oder Rück­for­de­run­gen zu ver­mei­den.
  • Schrift­li­che Hono­rar­ver­ein­ba­rung: Um die Abrech­nungs­si­cher­heit zu erhö­hen, soll­ten Pati­en­ten im Vor­aus eine schrift­li­che Hono­rar­ver­ein­ba­rung gemäß § 2 GOÄ unter­zeich­nen.
  • Ana­lo­ge Abrech­nung prü­fen: Ärz­te soll­ten sicher­stel­len, dass ihre Abrech­nun­gen sich im Rah­men der GOÄ bewe­gen und kei­ne unzu­läs­si­gen Mehr­fach­an­sät­ze ent­ste­hen.

Für Pati­en­ten:

  • Ver­ständ­nis der Abrech­nung: Pati­en­ten soll­ten sich vor einer Lipo­suk­ti­on genau über die Abrech­nungs­mög­lich­kei­ten infor­mie­ren und sich eine detail­lier­te Kos­ten­auf­stel­lung geben las­sen.
  • Ver­gleich von Ange­bo­ten: Da Ärz­te durch die GOÄ-Abrech­nung gewis­se Spiel­räu­me haben, lohnt es sich für Pati­en­ten, meh­re­re Ange­bo­te ein­zu­ho­len und auf die Trans­pa­renz der Hono­rar­ver­ein­ba­rung zu ach­ten.
  • Fra­gen zur Stei­ge­rung des Hono­rars: Falls eine Erhö­hung des Stei­ge­rungs­sat­zes nach § 5 GOÄ vor­ge­nom­men wird, soll­ten Pati­en­ten eine nach­voll­zieh­ba­re Erklä­rung für die höhe­re Ver­gü­tung ein­for­dern.

Fazit

Das BGH-Urteil schafft Klar­heit und gibt Ärz­ten mehr Rechts­si­cher­heit bei der Abrech­nung von Lipo­suk­tio­nen. Gleich­zei­tig pro­fi­tie­ren auch Pati­en­ten von die­ser Ent­schei­dung, da sie vor unan­ge­mes­sen hohen Rech­nun­gen geschützt wer­den. Durch eine prä­zi­se Doku­men­ta­ti­on und die Nut­zung der Mög­lich­kei­ten nach § 2 und § 5 GOÄ kön­nen Medi­zi­ner eine ange­mes­se­ne Ver­gü­tung sicher­stel­len, ohne recht­li­che Risi­ken ein­zu­ge­hen. Pati­en­ten wie­der­um soll­ten sich ihrer Rech­te bewusst sein und vor einer Behand­lung alle rele­van­ten Aspek­te der Kos­ten­ver­ein­ba­rung klä­ren, um spä­te­re Miss­ver­ständ­nis­se oder Strei­tig­kei­ten zu ver­mei­den.

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