Geld­wä­sche­ge­setz 2020: Wel­che Güter­händ­ler sind davon betrof­fen?

I. Ein­lei­tung

Die Bereit­schaft, gesetz­li­che Vor­ga­ben zu erfül­len (mit der Fol­ge, dass ihre Umset­zung in gerin­ge­rem Maße zu kon­trol­lie­ren ist und das Zuwi­der­han­deln in gerin­ge­rem Maße zu pöna­li­sie­ren ist) steigt, wenn das betref­fen­de Gesetz drei Vor­aus­set­zun­gen erfüllt:

-Ein ver­ständ­li­cher Inhalt, der es allein auf­grund des Lesens des Geset­zes­tex­tes ermög­licht, sich geset­zes­kon­form zu ver­hal­ten;

-Ein für den Ein­zel­nen und die Gesell­schaft nach­voll­zieh­ba­rer Sinn und Zweck, der mit der Ein­hal­tung des Geset­zes ver­bun­den ist;

-Und eine ange­mes­se­ne Rela­ti­on zwi­schen dem zu errei­chen­den Ziel des Geset­zes und den damit ein­her­ge­hen­den Pflich­ten im Ver­hält­nis zu dem Auf­wand, der mit ihrer Ein­hal­tung ver­bun­den ist

1.GwG-Änderungen

Soweit es das Geld­wä­sche­ge­setz betrifft, ist dies zum 01.01.2020 inhalt­lich geän­dert wor­den. Aus ursprüng­lich 64 Buß­geld­tat­be­stän­den sind künf­tig 81 Buß­geld­tat­be­stän­de gewor­den. Die­se erhöh­te straf­recht­li­che Sank­tio­nie­rung eines Zuwi­der­han­delns geht damit ein­her, dass die gesetz­li­chen Rege­lun­gen, wenn man das Geld­wä­sche­ge­setz liest, nur schwer ver­ständ­lich blei­ben.

Es wird zudem eine Platt­form geben, auf der auf­sichts­recht­li­che Maß­nah­men und bestands­kräf­ti­ge Buß­geld­be­schei­de ein­ge­se­hen wer­den kön­nen (§ 53 GWG). Es wird also eine Art öffent­li­cher Pran­ger im Inter­net geschaf­fen, über den augen­schein­lich ein ent­spre­chen­der Druck aus­ge­übt wer­den soll, nicht zu den dort ver­öf­fent­lich­ten Per­so­nen zu gehö­ren.

Es wäre wün­schens­wert, wenn die­je­ni­gen, die unter die Ver­pflich­tung einer gesetz­li­chen Rege­lung fal­len, deren Inhalt ver­ste­hen, ohne dass sie hier­zu einer recht­li­chen Bera­tung bedür­fen. Die­se Vor­aus­set­zung erfüllt das Geld­wä­sche­ge­setz nicht. Damit ist die erst­ge­nann­te Vor­aus­set­zung, des leicht ver­ständ­li­chen Inhal­tes von gesetz­li­chen Vor­ga­ben nicht erfüllt.

2.Zweck des GwG

Dies ist umso bedau­er­li­cher, als dass der Sinn und Zweck des Geld­wä­sche­ge­set­zes sinn­voll und nach­voll­zieh­bar und not­wen­dig ist. Denn es soll durch die Ein­hal­tun­gen der Rege­lun­gen aus dem Geld­wä­sche­ge­setz erreicht wer­den, dass ille­gal erlang­te Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de nicht über den Anschein der Lega­li­tät in den Wirt­schafts­kreis­lauf gelan­gen. Erlö­se aus dem Dro­gen­han­del, Geschäf­ten der orga­ni­sier­ten Kri­mi­na­li­tät und sol­chen mit ter­ro­ris­ti­schem Hin­ter­grund sol­len auf die­se Art und Wei­se aus­ge­trock­net wer­den. Wenn die­se Gel­der nicht aus­ge­ge­ben wer­den kön­nen, ist der Anreiz gerin­ger, sie über­haupt zu erwirt­schaf­ten.

Der letzt­ge­nann­te Aspekt der Ange­mes­sen­heit zwi­schen gesetz­li­chem Ziel und Ein­satz der Mit­tel zur Pflicht­er­fül­lung hängt davon ab, wel­che Pflich­ten den­je­ni­gen auf­er­legt wer­den, die unter den Anwen­dungs­be­reich des Geld­wä­sche­ge­set­zes fal­len.

II.Güterhändler als GwG-Ver­pflich­te­te

Wer fällt unter die Ver­pflich­te­ten nach dem Geld­wä­sche­ge­setz? Am Bei­spiel der Güter­händ­ler soll dar­ge­stellt wer­den, wel­che Güter­händ­ler vom Geld­wä­sche­ge­setz betrof­fen sind.

Der Beginn der Beant­wor­tung die­ser Fra­ge ist noch ein­fach.

1.Verpflichtete nach GwG

Ver­pflich­te­te des Geld­wä­sche­ge­set­zes sind Güter­händ­ler (§ 2 Abs. 1 Nr. 16 GwG).

Güter­händ­ler wie­der­um ist nach die­sem Gesetz jede Per­son, die gewerb­lich Güter ver­äu­ßert (§ 1 Abs. 9 GwG). Der Begriff der Güter wie­der­um ist weit gefasst und umfasst alle beweg­li­chen und nicht beweg­li­chen Sachen. Auch die Tätig­keit des Güter­händ­lers ist weit gefasst und betrifft sowohl den Eigen­han­del als auch Kom­mis­si­ons­ge­schäf­te sowie Ver­mitt­ler­ge­schäf­te.

2.Schwellenwerte

Von die­sem Aus­gangs­punkt der gene­rel­len Ver­pflich­tung der Güter­händ­ler nimmt das GwG sodann fol­gen­de Ein­schrän­kun­gen vor: Güter­händ­ler müs­sen bei fol­gen­den Trans­ak­tio­nen über ein wirk­sa­mes Risi­ko­ma­nage­ment ver­fü­gen (§ 4 Abs. 5 GwG):

-Trans­ak­tio­nen im Wert von min­des­tens 10.000,00 € über Kunst­ge­gen­stän­de;

-Trans­ak­tio­nen über Edel­me­tal­le (wie Gold, Sil­ber und Pla­tin), bei wel­chen eine Bar­zah­lung von min­des­tens 2.000,00 € ent­ge­gen­ge­nom­men wird;

-Trans­ak­ti­on über sons­ti­ge Güter, bei wel­chen eine Bar­zah­lung über min­des­tens 10.000,00 € ent­ge­gen­ge­nom­men wird.

Unter die­sen drei glei­chen Vor­aus­set­zun­gen gibt es eine wei­te­re Ein­schrän­kung im Geld­wä­sche­ge­setz, die seit 1. Janu­ar 2020 gilt (§ 10 Abs. 6 a GwG). Danach haben Güter­händ­ler bei fol­gen­den Trans­ak­tio­nen die all­ge­mei­nen Sorg­falts­pflich­ten zu erfül­len:

-Trans­ak­tio­nen im Wert von min­des­tens 10.000,00 € über Kunst­ge­gen­stän­de;

-Trans­ak­tio­nen über Edel­me­tal­le (wie Gold, Sil­ber und Pla­tin), bei wel­chen eine Bar­zah­lung von min­des­tens 2.000,00 € ent­ge­gen­ge­nom­men wird;

-Trans­ak­ti­on über sons­ti­ge Güter, bei wel­chen eine Bar­zah­lung über min­des­tens 10.000,00 € ent­ge­gen­ge­nom­men wird.

Damit stellt sich fol­gen­de Fra­ge: Wel­che Ver­pflich­tun­gen nach dem Geld­wä­sche­ge­setz hat ein Güter­händ­ler zu erfül­len, in des­sen geschäft­li­chen Ablauf es die­se drei Arten von Trans­ak­tio­nen nicht gibt. Dies sind Güter­händ­ler, die

-nicht mit Kunst­ge­gen­stän­den von einem Wert von min­des­tens 10.000,00 € han­deln,

-und die nicht bei Edel­me­tall­ge­schäf­ten Bar­zah­lun­gen von min­des­tens 10.000,00 € ent­ge­gen­neh­men,

-und die nicht bei allen übri­gen Käu­fen und Ver­käu­fen mit sons­ti­gen Gütern Bar­zah­lun­gen von min­des­tens 10.000,00 € ent­ge­gen­neh­men.

Hin­sicht­lich die­ser Güter­händ­ler steht im Geld­wä­sche­ge­setz,

-dass sie nicht über ein wirk­sa­mes Risi­ko­ma­nage­ment ver­fü­gen müs­sen (§ 4 Abs. 5 GwG)

-und dass sie nicht die all­ge­mei­nen Sorg­falts­pflich­ten zu erfül­len haben (§ 10 Abs. 6 a GwG).

Damit erge­ben sich fol­gen­de wei­te­re Fra­gen: Wel­che Pflich­ten nach dem Geld­wä­sche­ge­setz blei­ben dann für die­se Güter­händ­ler noch übrig? Ist der Hin­ter­grund die­ser Aus­nah­me­tat­be­stän­de der­je­ni­ge, dass nur dann, wenn die­se Wert­schwel­len für die vor­ge­nann­ten Trans­ak­tio­nen über­schrit­ten wer­den, ein nach der Ein­schät­zung des Gesetz­ge­bers rele­van­tes Risi­ko für die Geld­wä­sche vor­han­den ist?

III.

Zur Beant­wor­tung die­ser Fra­gen ist zunächst fest­zu­stel­len, wel­che Pflich­ten es nach dem Geld­wä­sche­ge­setz denn über­haupt gibt:

1. Risi­ko­ma­nage­ment

Die Ver­pflich­te­ten des Geld­wä­sche­ge­set­zes müs­sen über ein wirk­sa­mes Risi­ko­ma­nage­ment ver­fü­gen, das im Hin­blick auf Art und Umfang ihrer Geschäfts­tä­tig­keit ange­mes­sen ist (§ 4 Abs. 1 GwG). Das Risi­ko­ma­nage­ment umfasst eine Risi­ko­ana­ly­se nach § 5 GwG sowie inter­ne Siche­rungs­maß­nah­men nach § 6 GwG (§ 4 Abs. 2 GwG). Es gibt also zwei Bestand­tei­le eines Risi­ko­ma­nage­ments:

a. Risi­ko­ana­ly­se

Es ist eine Risi­ko­ana­ly­se zu erstel­len, in der die Gefähr­dungs­la­ge, in die Situa­ti­on der Unter­stüt­zung der Geld­wä­sche zu gelan­gen, ana­ly­siert wird. Dies bedeu­tet, dass ein­zel­ne Risi­ken iden­ti­fi­ziert wer­den und Lösungs­an­sät­ze und kon­kre­te Maß­nah­men zur Ein­schrän­kung bzw. Besei­ti­gung die­ses Risi­kos defi­niert wer­den müs­sen. Der betref­fen­de Güter­händ­ler kann somit fest­stel­len, hin­sicht­lich wel­cher Teil­be­rei­che und Aspek­te sei­ner geschäft­li­chen Tätig­keit er in die Gefahr gera­ten kann, zum Werk­zeug der Geld­wä­sche ille­gal erlang­ter Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de zu wer­den.

b.Interne Siche­rungs­mass­nah­men

An die­se Risi­ko­ana­ly­se schließt sich als zwei­ter Bau­stein des Risi­ko­ma­nage­ments an, inter­ne Siche­rungs­maß­nah­men (§ 6 GwG) zu erstel­len. Im Rah­men der inter­nen Siche­rungs­maß­nah­men ist kon­kret aus­zu­ar­bei­ten und damit in Form von Arbeits­ab­läu­fen und Arbeits­an­wei­sun­gen zu defi­nie­ren, wie mit den im Rah­men der Risi­ko­ana­ly­se fest­ge­stell­ten Risi­ken umge­gan­gen wer­den soll und damit wie sie mini­miert bzw. ver­mie­den wer­den kön­nen.

Wesent­li­che Aspek­te hier­für sind die Kun­den­sorg­falts­pflich­ten in den §§ 10–17 GwG und damit bei­spiel­haft benannt die Iden­ti­fi­zie­rung der Ver­trags­part­ner und der wirt­schaft­lich Berech­tig­ten — als ein wesent­li­cher Aspekt des sog. „know your cus­to­mer Prin­zipes“ (§ 10 Abs. 1 Nr. 1 und 2 GwG).

2. Sorg­falts­pflich­ten

Im Wei­te­ren beinhal­tet das Geld­wä­sche­ge­setz eine Defi­ni­ti­on und Rang­ord­nung der Sorg­falts­pflich­ten, die die nach dem Geld­wä­sche­ge­setz Ver­pflich­te­ten zu erfül­len haben:

a.Allgemeine Sorg­falts­pflich­ten

Es gibt die all­ge­mei­nen Sorg­falts­pflich­ten (§ 10 GwG), zu denen (wie vor­be­nannt bereits erwähnt) die Iden­ti­fi­zie­rung des Ver­trags­part­ners und der wirt­schaft­lich Berech­tig­ten und die kon­ti­nu­ier­li­che Über­wa­chung der Geschäfts­be­zie­hung gehö­ren.

b.Vereinfachte Sorg­falts­pflich­ten

Die­se Maß­nah­men zur Erfül­lung der all­ge­mei­nen Sorg­falts­pflicht wer­den wie­der­um als ver­ein­fach­te Sorg­falts­pflich­ten in § 14 GwG redu­ziert. So ist in den Fäl­len, in denen von Fak­to­ren für ein poten­ti­ell gerin­ges Risi­ko aus­zu­ge­hen ist, der Umfang der Maß­nah­men zur Erfül­lung der all­ge­mei­nen Sorg­falts­pflich­ten gerin­ger.

c.Verstärkte Sorg­falts­pflich­ten

Und in die umge­kehr­te Rich­tung gibt es ver­stärk­te Sorg­falts­pflich­ten (§ 15 GwG), die zusätz­lich zu den all­ge­mei­nen Sorg­falts­pflich­ten zu erfül­len sind. Vor­aus­set­zung für die­se ver­stärk­ten Sorg­falts­pflich­ten ist ein höhe­res Risi­ko, das bei­spiel­haft benannt vor­liegt, wenn an der Geschäfts­be­zie­hung ein so genann­tes Hoch­ri­si­ko­land betei­ligt ist oder eine Trans­ak­ti­on als unge­wöhn­lich erscheint (im Hin­blick auf Grö­ße oder Zweck oder Abwick­lung).

IV.Auswirkungen der Schwel­len­wer­te

Wie wir­ken sich die bereits erwähn­ten Schwel­len­wer­te auf die­se Pflich­ten aus? Wer muss wel­che die­ser Pflich­ten erfül­len? Hilf­reich für die Beant­wor­tung ist zum einen der Wort­laut des Geset­zes. Die­ser ist bereits vor­er­wähnt zitiert und dar­ge­stellt.

Ein wei­te­res Aus­le­gungs­kri­te­ri­um sind die Zie­le, die mit dem jewei­li­gen Gesetz vom Gesetz­ge­ber bezweckt wer­den. Die­se wer­den dar­ge­stellt in den jewei­li­gen Druck­sa­chen des Deut­schen Bun­des­ta­ges zu der jewei­li­gen Geset­zes­än­de­rung. Hier­aus ist wie folgt zu zitie­ren:

BT Druck­sa­che 18/11555:

„§ 4 Abs. 4 GwG a. F. (Risi­ko­ma­nage­ment) bestimmt, dass Güter­händ­ler nur dann ein Risi­ko­ma­nage­ment zu eta­blie­ren haben, also dem gesam­ten Abschnitt 2 unter­lie­gen, wenn sie Bar­zah­lun­gen über min­des­tens 10.000 € täti­gen oder ent­ge­gen­neh­men.” (Sei­te 109)

Die­se Erläu­te­rung betrifft § 4 Abs. 4 GwG a. F., wonach Güter­händ­ler über ein wirk­sa­mes Risi­ko­ma­nage­ment ver­fü­gen müs­sen, soweit sie im Rah­men einer Trans­ak­ti­on Bar­zah­lun­gen über min­des­tens 10.000 € täti­gen oder ent­ge­gen­neh­men. Die­se gesetz­li­che Rege­lung fin­det sich nun­mehr abge­än­dert unter § 4 Abs. 5 GwG n. F.. Inter­es­sant ist, dass auf Sei­ten des Gesetz­ge­bers davon gespro­chen wird, dass es des gesam­ten Risi­ko­ma­nage­ments und damit aller Rege­lun­gen unter Abschnitt 2 des GwG (§ 4 Risi­ko­ma­nage­ment, § 5 Risi­ko­ana­ly­se, § 6 inter­ne Siche­rungs­maß­nah­men, § 7 Geld­wä­sche­be­auf­trag­ter, § 8 Auf­zeich­nungs- und Auf­be­wah­rungs­pflicht, § 9 grup­pen­wei­te Ein­hal­tung von Pflich­ten) nur dann bedür­fe, wenn die­ser dort nor­mier­te Schwel­len­wert und damit eine Trans­ak­ti­on ober­halb die­ses Schwel­len­wer­tes erreicht wird.

Das wäre eine für Güter­händ­ler erheb­li­che Erleich­te­rung. Dies an die­ser Stel­le anzu­neh­men, wäre zu früh gefreut.

Die Beweg­grün­de für die zum 01.01.2020 in Kraft getre­te­nen Ände­run­gen des Geld­wä­sche­ge­set­zes fin­den sich in der Druck­sa­che des Deut­schen Bun­des­ta­ges 19/13827 und haben unter ande­rem fol­gen­den Inhalt:

“Umset­zung des Schwel­len­be­tra­ges
… Ein­zel­ne Pflich­ten grei­fen nach den ent­spre­chen­den Vor­ga­ben des GwG jedoch nur, soweit ein­zel­ne Geschäf­te den jewei­li­gen Schwel­len­be­trag über­schrei­ten (Ver­an­ke­rung der Schwel­len­be­trä­ge in § 4 Abs. 4 und 5 und § 10 Abs. 6 und 6a GwG). Risi­ko­an­ge­mes­sen und ent­spre­chend der bis­he­ri­gen GwG Sys­te­ma­tik besteht daher eine Ver­pflich­tung zur Ver­dachts­mel­dung für alle Ver­pflich­te­ten unab­hän­gig vom Trans­ak­ti­ons­wert des jewei­li­gen Geschäf­tes und somit auch bei gering­wer­ti­gen Trans­ak­tio­nen, soweit Tat­sa­chen auf Geld­wä­sche oder Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung hin­deu­ten“. (Sei­te 50)

Dem­nach gibt es also die erwähn­ten Aus­nah­men bzw. Schwel­len­wer­te, wonach unter­halb die­ses Schwel­len­wer­tes nicht über ein wirk­sa­mes Risi­ko­ma­nage­ment ver­fügt wer­den muss (§ 4 Abs. 5 GwG) und nicht die all­ge­mei­nen Sorg­falts­pflich­ten erfüllt wer­den müs­sen (§ 10 Abs. 6a GwG).

Es gibt aber — wie vor­ste­hend zitiert — die Ver­pflich­tung zur Ver­dachts­mel­dung für alle Ver­pflich­te­ten unab­hän­gig vom Trans­ak­ti­ons­wert des jewei­li­gen Geschäf­tes und somit auch bei gering­wer­ti­gen Trans­ak­tio­nen, soweit Tat­sa­chen auf Geld­wä­sche oder Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung hin­deu­ten.

Die­se Dar­stel­lung auf Sei­te 50 der BT-Druck­sa­che 19/13827 ist letzt­end­lich die Bezug­nah­me auf die gesetz­li­che Rege­lung in § 10 Abs. 3 Nr. 3 GwG, die wie folgt lau­tet:

„Die all­ge­mei­nen Sorg­falts­pflich­ten sind von Ver­pflich­te­ten zu erfül­len:

Nr. 3 unge­ach­tet etwa­iger nach die­sem Gesetz oder ande­ren Geset­zen bestehen­den Aus­nah­me­re­ge­lun­gen, Befrei­un­gen oder Schwel­len­be­trä­gen beim Vor­lie­gen von Tat­sa­chen, die dar­auf hin­deu­ten, dass

a) es sich bei Ver­mö­gens­ge­gen­stän­den, die mit einer Trans­ak­ti­on oder Geschäfts­be­zie­hung im Zusam­men­hang ste­hen, um den Gegen­stand von Geld­wä­sche han­delt oder

b) die Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de im Zusam­men­hang mit Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung ste­hen“

Die­se Ver­pflich­tung nach § 10 Abs. 3 S. 1 Nr. 3 GwG betrifft alle Ver­pflich­te­ten im Sin­ne von § 2 Abs. 1 GwG und besteht zusätz­lich zur Ver­dachts­mel­de­pflicht nach § 43 GwG (Her­zog-Figu­ra, § 10 GwG Rz. 93). Im Wei­te­ren wer­den in die­ser Kom­men­tie­rung sodann die all­ge­mei­nen Sorg­falts­pflich­ten nach § 10 Abs. 1 GwG auf­ge­führt, die aus der Iden­ti­fi­zie­rung des Ver­trags­part­ners und der Pflicht zur Abklä­rung des wirt­schaft­lich Berech­tig­ten und des PEP Sta­tus u. a. bestehen.

Am Ende die­ser Tour durch das Geld­wä­sche­ge­setz stellt sich somit her­aus: Die Aus­nah­me­tat­be­stän­de bzw. Schwel­len­wer­te, ab deren Errei­chen über ein wirk­sa­mes Risi­ko­ma­nage­ment ver­fügt wer­den muss (§ 4 Abs. 5 GwG) und die all­ge­mei­nen Sorg­falts­pflich­ten erfüllt sein müs­sen (§ 10 Abs. 6 a GwG) wer­den fak­tisch aus­ge­höhlt durch die Aus­nah­me von der Schwel­len­wert-Aus­nah­me nach § 10 Abs. 3 Nr. 3 GwG. Denn danach müs­sen die all­ge­mei­nen Sorg­falts­pflich­ten – unab­hän­gig von den Schwel­len­wer­ten- beim Vor­lie­gen von Tat­sa­chen erfüllt sein, die auf ein Geld­wä­sche­ri­si­ko oder Risi­ko der Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung hin­deu­ten.

V.Umsetzung in der Pra­xis

Dies bedeu­tet wie­der­um in der Umset­zung für jeden Güter­händ­ler, dass er

-defi­nie­ren muss, wann der­ar­ti­ge Tat­sa­chen und damit Auf­fäl­lig­kei­ten bei der Abwick­lung von Trans­ak­tio­nen sowie der Abwei­chung von gewöhn­li­chen Geschäf­ten der Betei­lig­ten ( vgl. Her­zog-Figu­ra, § 10 GwG Rn. 94) vor­lie­gen kön­nen — und die Mit­ar­bei­ter ent­spre­chend infor­mie­ren muss,

-und dazu letzt­end­lich eine Risi­ko­ana­ly­se vor­neh­men muss, aus der ersicht­lich ist, wie das übli­che Geschäft abläuft und wo im Ver­gleichs­mass­stab dazu der­ar­ti­ge Auf­fäl­lig­kei­ten auf­tre­ten kön­nen, die in Bezug zu einer Geld­wä­sche­tat oder Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung ste­hen kön­nen.

VI.Ergebnis

Damit lau­tet die Ant­wort auf die ein­gangs in bezug auf die Güter­händ­ler gestell­te Fra­ge: Wer fällt unter die Ver­pflich­te­ten nach dem Geld­wä­sche­ge­setz?

Alle Güter­händ­ler sind nach § 2 Abs. 1 Nr. 16 GwG Ver­pflich­te­te nach dem Geld­wä­sche­ge­setz.

Und auf­grund die­ser Ver­pflich­tung unter­lie­gen sie alle gem. § 10 Abs. 3 Nr. 3 GwG den all­ge­mei­nen Sorg­falts­pflich­ten des Geld­wä­sche­ge­set­zes, wenn Tat­sa­chen vor­lie­gen, die dar­auf hin­deu­ten, dass es eine mög­li­che Ver­bin­dung mit der Geld­wä­sche oder Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung geben kann.

Hier­für muss das Risi­ko iden­ti­fi­ziert wer­den und müs­sen letzt­end­lich der Ver­trags­part­ner und der wirt­schaft­lich Berech­tig­te iden­ti­fi­ziert und Infor­ma­tio­nen über den Zweck der Geschäfts­ver­bin­dung ein­ge­holt wer­den. Denn ohne die­se Erkennt­nis­se lässt sich letzt­end­lich nicht beur­tei­len, wann die­se Tat­sa­chen im Sin­ne von § 10 Abs. 3 Nr. 3 GwG und damit Auf­fäl­lig­kei­ten und Abwei­chun­gen vor­lie­gen. An die­ser Stel­le beißt sich die Kat­ze in den Schwanz: Ohne Erfül­lung der all­ge­mei­nen Sorg­falts­pflich­ten kann die Auf­fäl­lig­keit nicht fest­ge­stellt wer­den und damit wie­der­um die Pflicht aus dem Geld­wä­sche­ge­setz zur gege­be­nen­falls erfor­der­li­chen Ver­dachts­mel­dung nicht erfol­gen.

Wer sich allein am Wort­laut der Ausnahmetatbestände/Benennung von Schwel­len­be­trä­gen (§§ 4 Abs. 5 GwG, 10 Abs. 6 a GwG) ori­en­tiert hat, hat sich zu früh gefreut, den Ver­pflich­tun­gen des Geld­wä­sche­ge­set­zes nicht zu unter­lie­gen.
Und zu dem wei­te­ren ein­gangs erwähn­ten Aspekt: Es wäre hilf­reich, wenn die­se vor­ge­nann­te Fra­ge, wer wie nach dem Geld­wä­sche­ge­setz ver­pflich­tet ist, sich aus dem Gesetz ein­fa­cher beant­wor­ten lie­ße.

Cars­ten Lan­ge
Rechts­an­walt, Mediator/Wirtschaftsmediator (DAA), coach
dhk Rechts­an­wäl­te Steu­er­be­ra­ter PartG mbH, www.daniel-hagelskamp.de
lange@dhk-law.com

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Über den Autor

  • Carsten Lange

    Cars­ten Lan­ge ist zuge­las­se­ner Rechts­an­walt seit 1996 und Fach­an­walt für Insol­venz­recht und für Steu­er­recht, zudem ist er aus­ge­bil­de­ter Wirt­schafts­me­dia­tor und Coach. Zum Anwalts­pro­fil