Spre­chen Sie nicht mit einem Notar — es sei denn, er ist der Ihre! Über­ra­schen­de Notar­kos­ten­rech­nung im Fal­le des Schei­terns von Ver­trags­ver­hand­lun­gen

 

Neu­lich wand­te sich ein Steu­er­be­ra­ter­kol­le­ge an den Ver­fas­ser und berich­te­te mit eini­ger Ent­rüs­tung, dass ihm in einer Man­dats­an­ge­le­gen­heit eine Notar­kos­ten­rech­nung über­mit­telt wor­den sei, die ihn unmit­tel­bar als Kos­ten­schuld­ner benann­te. Die Ent­rüs­tung war dem Umstand geschul­det, dass weder er noch sein Man­dant den Notar in die­ser Sache beauf­tragt hat­te. Jeden­falls nah­men die bei­den dies an.

Die Kos­ten habe, so behaup­te­te der Notar, der Steu­er­be­ra­ter zu über­neh­men, da er in einer Man­dats­an­ge­le­gen­heit für den Ver­äu­ße­rer einer Immo­bi­lie den Ver­zicht auf die Umsatz­steu­er­be­frei­ung einer Immo­bi­li­en­ver­äu­ße­rung (Umsatz­steu­er­op­ti­on gem. § 9 Abs.1 UStG) in den Kauf­ver­trags­ent­wurf des Notars hat auf­neh­men las­sen.

Gegen­stand der Kauf­ver­trags­ver­hand­lun­gen ist eine Feri­en­im­mo­bi­lie im Sau­er­land gewe­sen. Die Ver­mie­tung einer Feri­en­im­mo­bi­lie ist bekann­ter­ma­ßen nicht umsatz­steu­er­be­freit (§ 4 Nr. 12 Satz 2 UStG), so dass im Immo­bi­li­en­kauf­ver­trag zur Umsatz­steu­er­pflicht optiert wer­den kann (§ 9 UStG). Die­se Maß­nah­me macht Sinn, um Vor­steu­er­kor­rek­tu­ren (§15a UStG) auf Sei­ten des Ver­äu­ße­rers zu ver­mei­den. Auf die Dar­stel­lung der übri­gen steu­er­li­chen Gedan­ken wird an die­ser Stel­le ver­zich­tet.

Der Notar selbst ist sei­ner­zeit von dem Erwerbs­in­ter­es­sen­ten beauf­tragt wor­den, einen Kauf­ver­trags­ent­wurf zu erstel­len. Die­ser Bit­te ist der Notar nach­ge­kom­men. Der Ent­wurf ent­hielt jedoch kei­ne Opti­on zur Umsatz­steu­er.

Nach Rück­spra­che mit sei­nem Man­dan­ten bat der Steu­er­be­ra­ter den Notar „auf dem kur­zen Dienst­weg“, die Umsatz­steu­er­op­ti­on in den Ent­wurf auf­zu­neh­men. Der Notar kam die­ser Bit­te zwar nach, jedoch schei­ter­ten die Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen im Übri­gen.

Der Notar, um sei­ne schö­ne Beur­kun­dungs­ge­bühr gebracht, such­te berech­tig­ter­wei­se die Liqui­da­ti­on sei­ner bis­he­ri­gen Tätig­keit. Dazu sand­te er zunächst dem Man­dan­ten des Steu­er­be­ra­ters eine umfas­sen­de Notar­kos­ten­rech­nung über die Ent­wurfs­er­stel­lung und ver­tei­dig­te die­se damit, dass der Man­dant schließ­lich durch die über sei­nen Steu­er­be­ra­ter ver­mit­tel­te Bit­te zur Auf­nah­me der Rege­lun­gen zur Umsatz­steu­er­op­ti­on dem Notar einen eige­nen Auf­trag erteilt habe, auch wenn im Übri­gen bis­her der Notar im Auf­tra­ge des Erwerbs­in­ter­es­sen­ten und nicht durch den Man­dan­ten des Steu­er­be­ra­ters in das Spiel gebracht wor­den sei.

Der Man­dant des Steu­er­be­ra­ters ver­tei­dig­te sich gegen die Hono­rar­for­de­rung des Notars mit den Argu­men­ten (1) der Man­dant habe nie mit dem Notar kom­mu­ni­ziert und (2) im Übri­gen habe er nie einen ent­spre­chen­den Auf­trag erteilt, da er einen eige­nen, kos­ten­pflich­ti­gen Auf­trag an den Notar nie habe ertei­len wol­len. Der Steu­er­be­ra­ter habe sei­nen Man­dan­ten nicht über eine der­ar­ti­ge Kon­se­quenz auf­ge­klärt, sodass er nun dafür auch nicht ein­ste­hen woll­ten.

Da der Steu­er­be­ra­ter (und nicht sein Man­dant) unmit­tel­bar mit dem Notar kor­re­spon­diert hat­te, adres­sier­te der Notar die Rech­nung abschlie­ßend und ein­fach an den Steu­er­be­ra­ter als Kos­ten­schuld­ner selbst.

Der Steu­er­be­ra­ter, leicht ver­dutzt ob der Hal­tung des Notars und sei­nes Man­dan­ten, war für den

 

Moment rat­los und bat um einen freund­schaft­li­chen Rat. Die Lösung in die­ser Sache ist nach der Recht­spre­chung der obe­ren Zivil­ge­rich­te lei­der, zum Nach­teil des Steu­er­be­ra­ters und mög­li­cher­wei­se zum Nach­teil sei­nes Man­dan­ten, klar:

Grund­sätz­lich ist Kos­ten­schuld­ner der­je­ni­ge, der an den Notar einen (kos­ten­pflich­ti­gen) Auf­trag gerich­tet hat (§ 29 Nr.1 GNotKG). Ein schlüs­si­ges Han­deln zur Ertei­lung des Auf­trags reicht aus.

Grund­sätz­lich kann die Beauf­tra­gung auch durch einen Ver­tre­ter erklärt wer­den (§ 164 Abs. 1 BGB).

Im vor­lie­gen­den Fall hat­te doch ursprüng­lich der Erwerbs­in­ter­es­sent den Auf­trag an den Notar erteilt, einen Kauf­ver­trags­ent­wurf zu erstel­len?!

Wie­so kommt der Notar dann auf die Idee, auch den Steu­er­be­ra­ter bzw. des­sen Man­dan­ten als Kos­ten­schuld­ner in Anspruch zu neh­men? Unter Bezug­nah­me auf die Recht­spre­chung des OLG Cel­le (Beschluss vom 23 Febru­ar 2015–2 W 37/15) ist es zuläs­sig, einen Ände­rungs­wunsch als kos­ten­pflich­ti­gen Auf­trag zur Erstel­lung einer geän­der­ten Urkun­de zu ver­ste­hen. Han­delt es sich nach den Umstän­den des Ein­zel­fal­les nicht um die unselbst­stän­di­ge Betei­li­gung an der Gestal­tung einer durch einen Drit­ten beauf­trag­ten Notar­ur­kun­de, son­dern unter Wür­di­gung aller Umstän­de um einen selbst­stän­di­gen Beur­kun­dungs­auf­trag zur Erstel­lung eine Ände­rung zu einer bestehen­den Ent­wurfs­fas­sung, führt dies gemäß § 29 Nr. 1 GNotKG zu einem eige­nen gebüh­ren­pflich­ti­gen Tat­be­stand. Tu felix nota­ri­us!

Der Notar darf nach die­ser Aus­le­gung des Ober­lan­des­ge­richts Cel­le und der dar­auf basie­ren­den Kom­men­tar­li­te­ra­tur sowie basie­rend auf den Umstand, dass die­ser Auf­fas­sung bis­her höchst­rich­ter­lich nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten wor­den ist, eine geson­der­te Gebüh­ren­no­te an den Steu­er­be­ra­ter bzw. des­sen Man­dan­ten erlas­sen. Wäre die Beur­kun­dung durch­ge­führt wor­den, wäre die­ses Pro­blem nicht auf­ge­tre­ten, da dann im Regel­fall der Erwer­ber die Notar­kos­ten die­ses

Vor­gan­ges zu tra­gen gehabt hät­te.                              Zu einer geson­der­ten Gebüh­ren­no­te gegen­über dem
Auf­trag­ge­ber der Ände­rungs­fas­sung kommt es dann nicht, da die Gebüh­ren in die Haupt­ge­büh­ren auf­ge­gan­gen wären.

Im Fal­le des Schei­terns der Ver­trags­ver­hand­lun­gen ist die Kennt­nis die­ser Rechts­la­ge jedoch von ent­schei­den­der Bedeu­tung, da der Steu­er­be­ra­ter nun­mehr mit dem Man­dan­ten, ggfs. strei­tig, klä­ren muss, wer die Notar­kos­ten für den Ände­rungs­ent­wurf trägt. Leid­tra­gen­der ist im Zwei­fel die Man­dats­be­zie­hung.

Von Bedeu­tung ist an die­sem Punkt (i) der Umfang der Auf­klä­rung­splicht des Steu­er­be­ra­ters, (2) die Ant­wort auf die Fra­ge, ob der Steu­er­be­ra­ter als Ver­tre­ter sei­nes Man­dan­ten (§ 164 Abs. 1 BGB) oder als Ver­tre­ter ohne Ver­tre­tungs­macht gehan­delt hat, und (3) ob hier nicht die Grund­sät­ze der Geschäfts­füh­rung ohne Auf­trag (§§ 677ff BGB) Anwen­dung fin­den könn­ten.

Rat für die Pra­xis:

Alles in allem eine miss­li­che Situa­ti­on, die dadurch ver­meid­bar ist, dass Ände­rungs­wün­sche nicht mit dem Notar, son­dern nur mit dem Ver­hand­lungs­part­ner, der den Notar ursprüng­lich beauf­tragt hat, bespro­chen wer­den. Der Ver­hand­lungs­part­ner muss dann die Ände­run­gen „sei­nem“ Notar ver­mit­teln.

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Über den Autor

  • Christoph Schmitz-Schunken

    Chris­toph Schmitz-Schun­ken ist zuge­las­se­ner Rechts­an­walt seit 2005, Steu­er­be­ra­ter, Fach­an­walt für Han­dels- und Gesell­schafts­recht, Fach­an­walt für Steu­er­recht, zert. Bera­ter Steu­er­straf­recht (DAA) und Mit­glied im Vor­stand der Rechts­an­walts­kam­mer Köln. Zum Anwalts­pro­fil