Ein Grund­stücks­ei­gen­tü­mer hat ein gewerb­lich genutz­tes Grund­stück ver­mie­tet und der Mie­ter fällt in die Insol­venz. Der Geschäfts­be­trieb des Mie­ters bleibt bzw. wird ein­ge­stellt.

Das Miet­ver­hält­nis war bereits vor Insol­venz (wegen Zah­lungs­ver­zu­ges) durch den Ver­mie­ter gekün­digt oder es wur­de nach der Insol­venz­er­öff­nung durch den Insol­venz­ver­wal­ter gekün­digt. Es besteht ein Anspruch auf Her­aus­ga­be der Miet­sa­che gegen­über dem Insol­venz­ver­wal­ter und es ste­hen offe­ne Mie­ten im Rau­me, die als Insol­venz­for­de­rung zur Insol­venz­ta­bel­le ange­mel­det wer­den und das Ver­mie­ter­pfand­recht wird gel­tend gemacht.

All das kön­nen bei einem lang­jäh­ri­gen Miet­ver­hält­nis wirt­schaft­li­che Neben­säch­lich­kei­ten sein, wenn das Haupt­the­ma die miet­ver­träg­li­che Räu­mungs­pflicht ist. Fehlt dem Mie­ter in der Zeit vor dem Insol­venz­er­eig­nis die Liqui­di­tät, wird Son­der­müll nicht mehr abtrans­por­tiert und blei­ben Schä­den am Miet­ob­jekt unre­pa­riert. Hier­durch kön­nen erheb­li­che Kos­ten für den Räu­mungs- und Wie­der­her­stel­lungs­an­spruch ent­ste­hen.

Und hier­zu sagt die Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts­ho­fes (BGH, Urteil vom 21.12.2006- IX ZR 66/05): Der Räu­mungs­an­spruch des Ver­mie­ters ent­steht – auf­schie­bend bedingt durch die Ver­trags­be­en­di­gung – mit Abschluss des Miet­ver­tra­ges, mit­hin vor Insol­venz­er­öff­nung und ist daher grund­sätz­lich als Insol­venz­for­de­rung zu qua­li­fi­zie­ren. Wenn der Insol­venz­ver­wal­ter nicht durch eige­ne oder ihm zure­chen­ba­re Hand­lun­gen einen ver­trags­wid­ri­gen Zustand ver­ur­sacht hat, bleibt es bei die­sem Grund­satz. Dann kann der Ver­mie­ter sei­ne Kos­ten, die im Zuge der Räu­mung und Wie­der­her­stel­lung anfal­len, nur zur Insol­venz­ta­bel­le anmel­den und hier­zu auf eine Quo­te hof­fen.

Einen klei­nen Licht­blick für Ver­mie­ter setzt das Kam­mer­ge­richt Ber­lin mit einem Urteil vom 25.02.2019 (Az. 8 U 6/18, ZIn­sO 2019,794 ff.). In dem dort ent­schie­de­nen Fall bau­te der Insol­venz­ver­wal­ter eine (vom insol­ven­ten Mie­ter auf dem ange­mie­te­ten Grund­stück errich­te­te) Leicht­bau­me­tall­hal­le ab und ver­wer­tet die­se. Die Fun­da­men­te der Hal­le beließ er auf dem Grund­stück.

Hat der Ver­mie­ter nun­mehr einen Anspruch dar­auf, dass der Insol­venz­ver­wal­ter die Fun­da­men­te der Hal­le auch besei­ti­gen muss und das damit ver­bun­de­ne Abbruch­ma­te­ri­al zu ent­fer­nen hat? Das Kam­mer­ge­richt Ber­lin hat die­sen Anspruch des Ver­mie­ters bejaht. Der Insol­venz­ver­wal­ter sei berech­tigt gewe­sen, die Leicht­bau­me­tall­hal­le als mit der Miet­sa­che ver­se­he­ne Ein­rich­tung des Mie­ters nach § 539 Abs. 2 BGB abzu­bau­en. Wenn er dies tue, dann müs­se er jedoch das Miet­ob­jekt wie­der in den vor­he­ri­gen Stand ver­set­zen. Und dies bedeu­te, dass die Ein­rich­tung voll­stän­dig zu ent­fer­nen ist und nicht der Abbau dar­auf beschränkt wer­den dür­fe, wert­vol­le Bestand­tei­le weg­zu­neh­men und dem Ver­mie­ter den Rest (in Form der Fun­da­men­te) zu belas­sen.

An die­ser Stel­le ist der Insol­venz­ver­wal­ter also in der Pflicht, alles weg­zu­neh­men und darf die rest­li­chen wert­lo­sen und in die­sem Fall mit Ent­sor­gungs­auf­wand ver­bun­de­nen Bestand­tei­le auf dem Miet­ob­jekt nicht zurück­las­sen.

Die­se Ent­schei­dung wird eini­gen Ver­mie­tern die Mög­lich­keit und Argu­men­ta­ti­on geben, ihren Scha­den zu begren­zen, wenn ihr Mie­ter in die Insol­venz ver­hält. Soll­ten Sie zu die­sem The­ma wei­te­re Fra­gen haben, mel­den Sie sich ger­ne über mein Sekre­ta­ri­at unter der Tele­fon­num­mer 0241 94621 138 oder unter lange@daniel-hagelskamp.de.

Cars­ten Lan­ge
Fach­an­walt für Insol­venz­recht
Mediator/Wirtschaftsmediator (DAA)
Coach

News­let­ter-Anmel­dung

Ja, ich habe die Daten­schutz­er­klä­rung zur Kennt­nis genom­men und bin mit Absen­den des Kon­takt­for­mu­la­res mit der elek­tro­ni­schen Ver­ar­bei­tung und Spei­che­rung mei­ner Daten ein­ver­stan­den. Mei­ne Daten wer­den dabei nur streng zweck­ge­bun­den zur Bear­bei­tung und Beant­wor­tung mei­ner Anfra­ge benutzt.

Über den Autor

  • Carsten Lange

    Cars­ten Lan­ge ist zuge­las­se­ner Rechts­an­walt seit 1996 und Fach­an­walt für Insol­venz­recht und für Steu­er­recht, zudem ist er aus­ge­bil­de­ter Wirt­schafts­me­dia­tor und Coach. Zum Anwalts­pro­fil