Mit der Frei­ga­be einer Arzt­pra­xis an einen insol­ven­ten Pra­xis­in­ha­ber kann letz­te­rer wie­der eigen­ver­ant­wort­lich und selbst­stän­dig sei­ne Pra­xis — trotz bestehen­den Insol­venz­ver­fah­rens — fort­füh­ren.

In vie­len Fäl­len gibt es eine Vor­aus­ab­tre­tung der Hono­rar­for­de­run­gen des Arz­tes an sei­ne Kre­dit­ge­ber.
Die­se Abtre­tung ist gemäß § 91 InsO wäh­rend der Dau­er des Insol­venz­ver­fah­rens unwirk­sam.
Der Bun­des­ge­richts­hof ent­schied in einem Urteil vom 18.04.2013 (Az. IX ZR 165/12) – sie­he Stand­punkt vom 04.05.2015 –, dass nach einer Frei­ga­be der Pra­xis die­se Abtre­tung zu Guns­ten des Kre­dit­ge­bers wie­der auf­le­be.

Die­se Recht­spre­chung hat der Bun­des­ge­richts­hof mit einem Urteil vom 06.06.2019 (Az. IX ZR 272/17) nun­mehr geän­dert. Dem­nach kön­nen an dem aus der Insol­venz­mas­se frei­ge­ge­be­nen Ver­mö­gen – und damit dem Pra­xis­be­trieb – wegen der bis zur Ver­fah­rens­be­en­di­gung maß­geb­li­chen Sper­re nach § 91 InsO kei­ne Rech­te von Gläu­bi­gern auf der Grund­la­ge von vor Insol­venz erfolg­ten Ver­fü­gun­gen aner­kannt wer­den. Nur die­ses Ver­ständ­nis wer­de dem Sinn und Zweck der Rege­lung der Frei­ga­be (§ 35 Abs. 2 S. 1 InsO) gerecht, wonach einem Insol­venz­schuld­ner durch die Frei­ga­be noch vor Abschluss des Insol­venz­ver­fah­rens ein wirt­schaft­li­cher Neu­start zu eröff­nen sei.

Das hät­te man auch im Jah­re 2013 bereits so sehen kön­nen. Nun­mehr beur­teilt der Bun­des­ge­richts­hof die Rechts­la­ge seit die­sem Urteil aus dem Juni 2019 auf die­se Art und Wei­se zu Guns­ten eines insol­ven­ten Pra­xis­in­ha­bers mit frei­ge­ge­be­ner Pra­xis.

Aller­dings endet die­se Sperr­wir­kung nach § 91 InsO mit der Auf­he­bung des Insol­venz­ver­fah­rens oder einer ande­ren Form der Ver­fah­rens­be­en­di­gung. Denn ab die­sem Zeit­punkt erhält der Schuld­ner die vol­le Ver­fü­gungs­be­fug­nis über sein Ver­mö­gen zurück und dann erfasst eine Abtre­tung auch wie­der die nach Ver­fah­rens­auf­he­bung begrün­de­ten For­de­run­gen (z:B. ggü der KV).

Das vor­ge­nann­te Urteil des Bun­des­ge­richts­hofs aus dem Juni 2019 bie­tet somit eine liqui­di­täts­wirk­sa­me „Ver­schnauf­pau­se“ im Hin­blick auf die Wir­kun­gen der Vor­aus­ab­tre­tun­gen, die vor Insol­venz­er­öff­nung gegen­über Kre­dit­ge­bern erfolgt sind.

Soll­ten Sie zu die­ser The­ma­tik Fra­gen haben, wen­den Sie sich ger­ne an mich per E‑Mail unter lange@daniel-hagelskamp.de oder über mei­ne Mit­ar­bei­te­rin Frau Schanz (Tele­fon­num­mer 0241 94621 138).

Cars­ten Lan­ge
Fach­an­walt für Insol­venz­recht
Mediator/Wirtschaftsmediator (DAA)
Coach

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Über den Autor

  • Carsten Lange

    Cars­ten Lan­ge ist zuge­las­se­ner Rechts­an­walt seit 1996 und Fach­an­walt für Insol­venz­recht und für Steu­er­recht, zudem ist er aus­ge­bil­de­ter Wirt­schafts­me­dia­tor und Coach. Zum Anwalts­pro­fil