Im vor­an­ge­gan­ge­nen 1. Teil wur­den die Aus­wir­kun­gen des TSVG auf nie­der­ge­las­se­ne Ärz­te dar­ge­stellt. Im Fol­gen­den 2. Teil wer­den nun die Aus­wir­kun­gen des TSVG auf die Grün­dung, den Betrieb und die Wei­ter­ent­wick­lung von Medi­zi­ni­schen Ver­sor­gungs­zen­tren (MVZ) dar­ge­stellt.

1. Grün­dungs­be­fug­nis für MVZ

Bis­lang waren zuge­las­se­ne Ver­trags­ärz­te, zuge­las­se­ne Kran­ken­häu­ser, die Erbrin­ger nicht­ärzt­li­cher Dia­ly­se­leis­tun­gen, Kom­mu­nen, zur Teil­nah­me an der ver­trags­ärzt­li­chen Ver­sor­gung berech­tig­te gemein­nüt­zi­ge Trä­ger sowie schließ­lich ange­stell­te Ärz­te, die auf ihre Zulas­sung zu Guns­ten einer MVZ-Anstel­lung ver­zich­tet haben und in dem bewuss­ten MVZ tätig sind, zur Grün­dung eines MVZ berech­tigt.

Das TSVG erwei­tert den Kreis der poten­ti­el­len MVZ-Grün­der um »aner­kann­te Pra­xis­net­ze«.

Beschränkt wird die Grün­dungs­be­fug­nis für Erbrin­ger nicht­ärzt­li­cher Dia­ly­se­leis­tun­gen. Die­se dür­fen nur noch »fach­be­zo­ge­ne MVZ« grün­den, wobei der gefor­der­te Fach­be­zug auch für die mit Dia­ly­se­leis­tun­gen zusam­men­hän­gen­den ärzt­li­chen Leis­tun­gen im Rah­men einer umfas­sen­den Ver­sor­gung von Dia­ly­se­pa­ti­en­ten bestehen soll. Nach der Geset­zes­be­grün­dung soll dies bei­spiels­wei­se für den Haus­arzt, die Inne­re Medi­zin, Uro­lo­gie, Kar­dio­lo­gie oder auch Radio­lo­gie gel­ten. Für Erbrin­ger nicht­ärzt­li­cher Dia­ly­se­leis­tun­gen, die bereits ein MVZ gegrün­det haben, gilt ein Bestands­schutz.

2. Grün­dungs­be­fug­nis für ange­stell­te Ärz­te

Neu und durch­aus pra­xis­re­le­vant dürf­te die Mög­lich­keit sein, dass auch ange­stell­te Ärz­te MVZ grün­den kön­nen, selbst wenn sie nicht zuvor auf die Zulas­sung zu Guns­ten der Anstel­lung in die­sem MVZ ver­zich­tet haben.

Bei der bis­he­ri­gen Rechts­la­ge bestand das Pro­blem, dass der Grün­der eines MVZ, der im Zuge der Grün­dung zu Guns­ten einer Anstel­lung in die­sem MVZ auf sei­ne Zulas­sung ver­zich­tet hat, Gesell­schaf­ter der Trä­ger­ge­sell­schaft blei­ben durf­te, solan­ge er in dem betref­fen­den MVZ als ange­stell­ter Arzt tätig ist. Im Fal­le sei­nes Aus­schei­dens galt dies für sei­nen Nach­fol­ger jedoch nicht. Der Nach­fol­ger konn­te zwar in die Anstel­lung ein­tre­ten, nicht aber Nach­fol­ger auch in der Gesell­schaft wer­den.

Dies wur­de nun beho­ben. Für den ange­stell­ten Arzt soll die Über­nah­me von Gesell­schafts­an­tei­len jeder­zeit mög­lich sein und nicht etwa erst dann, wenn der letz­te grün­dungs­be­rech­tig­te Gesell­schaf­ter aus­ge­schie­den ist.

Es bleibt dabei, dass der ange­stell­te Arzt, der ein MVZ (mit-) grün­det in die­sem MVZ tätig sein muss. Die Tätig­keit in meh­re­ren MVZ ist aller­dings mög­lich.

Unklar ist bei die­ser Gestal­tung, wie die Sozi­al­ver­si­che­rungs­pflicht des ange­stell­ten Arz­tes, der zugleich zum Kreis der Grün­der des MVZ gehört, zu behan­deln ist. Fal­len Sozi­al­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge im Rah­men einer bestehen­den Beschäf­ti­gung an oder gilt eine Befrei­ung von der Sozi­al­ver­si­che­rungs­pflicht auf­grund einer Mit­un­ter­neh­mer­stel­lung? Dies soll­te im Rah­men einer Sta­tus­an­fra­ge beim Ren­ten­ver­si­che­rungs­trä­ger geklärt wer­den.

3. Grün­dung von zahn­ärzt­li­chen MVZ durch Kran­ken­häu­ser

Für die Grün­dung von Zahn­arzt-MVZ gilt eine wei­te­re Ein­schrän­kung. Wer berech­tigt ist, ein Zahn­arzt-MVZ zu grün­den, ist vom jewei­li­gen Ver­sor­gungs­grad abhän­gig. In der Regel kann ein zahn­ärzt­li­ches MVZ von einem Kran­ken­haus nur dann gegrün­det wer­den, wenn der Ver­sor­gungs­an­teil der vom Kran­ken­haus damit ins­ge­samt gegrün­de­ten zahn­ärzt­li­chen MVZ in dem betref­fen­den Pla­nungs­be­reich, in dem die Grün­dung beab­sich­tigt ist, 10 % nicht über­schrei­tet.

Ist in dem betref­fen­den Pla­nungs­be­reich der Ver­sor­gungs­grad um bis zu 50 % unter­schrit­ten, umfasst die Grün­dungs­be­fug­nis eines Kran­ken­hau­ses für zahn­ärzt­li­che MVZ indes min­des­tens fünf Ver­trags­zahn­arzt­sit­ze oder ent­spre­chen­de Anstel­lun­gen, sofern der Ver­sor­gungs­an­teil der vom Kran­ken­haus damit ins­ge­samt gegrün­de­ten zahn­ärzt­li­chen MVZ 20 % nicht über­schrei­tet.

Ist indes in einem Pla­nungs­be­reich der all­ge­mei­ne bedarfs­ge­rech­te Ver­sor­gungs­grad um mehr als 10 % über­schrit­ten, so besteht eine Grün­dungs­be­fug­nis für Kran­ken­häu­ser dann, wenn der Ver­sor­gungs­an­teil der vom Kran­ken­haus gegrün­de­ten zahn­ärzt­li­chen MVZ die Gren­ze von 5 % nicht über­schrei­tet.

Im Ergeb­nis also sehr dif­fe­ren­zier­te am Ver­sor­gungs­grad aus­ge­rich­te­te Rege­lun­gen zur Grün­dungs­be­fug­nis von Kran­ken­häu­sern für zahn­ärzt­li­che MVZ.

Ob die­se Dif­fe­ren­zie­run­gen letzt­lich dem ver­fas­sungs­recht­li­chen Gleich­heits­grund­satz genü­gen, dürf­te durch­aus zu hin­ter­fra­gen sein. Es ist nicht so recht ein­leuch­tend, wor­in die recht­li­che Begrün­dung für die­se beson­de­re Behand­lung von Kran­ken­häu­sern bei der Grün­dung von zahn­ärzt­li­chen MVZ lie­gen soll.

Zudem führt die Abhän­gig­keit vom Ver­sor­gungs­grad dazu, dass die zuläs­si­ge Grö­ße eines von Kran­ken­häu­sern (und Inves­to­ren) gegrün­de­tes zahn­ärzt­li­ches MVZ gerin­ger ist, wenn zugleich auch die Zahl der nie­der­ge­las­se­nen Ver­trags­zahn­ärz­te in dem Pla­nungs­be­reich gering ist. Wie dies mit der Ver­bes­se­rung der Ver­sor­gung in länd­li­chen Gebie­ten mit ent­spre­chen­der Unter­ver­sor­gung füh­ren soll, erschließt sich nicht. Dort wo bereits weni­ge Zahn­ärz­te nie­der­ge­las­sen sind, kön­nen auch kei­ne grö­ße­ren zahn­ärzt­li­chen MVZ durch Kran­ken­häu­ser gegrün­det wer­den, um die­se Unter­ver­sor­gung zu besei­ti­gen.

4. Grün­dung von MVZ-Zweig­stel­len durch Über­nah­me einer Pra­xis

In § 103 Abs. 4a S. 3 SGB V wird klar­ge­stellt, dass ein »Arzt (…) in dem Pla­nungs­be­reich, für den er zuge­las­sen war, wei­ter tätig sein (kann), auch wenn der Sitz des anstel­len­den medi­zi­ni­schen Ver­sor­gungs­zen­trums in einem ande­ren Pla­nungs­be­reich liegt.«

Durch die­se Ergän­zung des Geset­zes wird klar­ge­stellt, dass ein MVZ letzt­lich eine Zweig­stel­le durch Über­nah­me einer Pra­xis grün­den kann. Die Anstel­lung des abge­ben­den Arz­tes kann an des­sen bis­he­ri­gen Pra­xis­sitz als Zweig­stel­le des MVZ erfol­gen, auch wenn die­se dann in einem ande­ren Pla­nungs­be­reich liegt, als der Haupt­sitz des MVZ.

 

Tho­mas Oede­ko­ven
Rechts­an­walt
Fach­an­walt für Medi­zin­recht

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