OLG Düs­sel­dorf, Urteil vom 30.01.2020, Az. I‑13 U 81/19

Der 13. Zivil­se­nat des OLG Düs­sel­dorf hat dem Käu­fer eines Por­sche Cayenne mit einem 3‑Li­ter-Die­sel­mo­tor der Abgas­norm Euro 6 Scha­dens­er­satz zuge­spro­chen und damit weit­ge­hend das erst­in­stanz­li­che Urteil des Land­ge­richts Mön­chen­glad­bach (Az.: 11 O 246/18) bestä­tigt.

Wegen unzu­läs­si­ger Abschalt­ein­rich­tun­gen hat­te der Käu­fer den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag erklärt und for­der­te die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags. Dar­auf ließ sich der Händ­ler nicht ein. Die fol­gen­de Kla­ge hat­te wie schon in ers­ter Instanz auch vor dem OLG Düs­sel­dorf Erfolg.

Por­sche wur­de wegen vor­sätz­li­cher sit­ten­wid­ri­ger Schä­di­gung zur Zah­lung von Scha­dens­er­satz ver­ur­teilt. Der Händ­ler muss den Por­sche Cayenne, in wel­chem ein von Audi pro­du­zier­ter Die­sel­mo­tor ver­baut war, zurück­neh­men.

Der Klä­ger hat­te das Fahr­zeug 2016 gekauft. Das Kraft­fahrt-Bun­des­amt (KBA) ord­ne­te Anfang 2018 unter der Refe­renz­num­mer 7256 den Rück­ruf für das Modell der Bau­jah­re 2014 bis 2017 an (Code AH09). Grund für den ver­pflich­ten­den Rück­ruf ist die Ver­wen­dung einer unzu­läs­si­gen Abschalt­ein­rich­tung, die ent­fernt wer­den muss.

In dem Por­sche Cayenne kom­me bei der Abgas­rei­ni­gung ein sog. Ther­m­ofens­ter zum Ein­satz. Dabei han­de­le es sich um eine unzu­läs­si­ge Abschalt­ein­rich­tung, die der Zulas­sung des Fahr­zeugs ent­ge­gen­stand. Durch die unzu­läs­si­ge Abschalt­ein­rich­tung sei das Fahr­zeug auch man­gel­haft. Der Kauf­ver­trag müs­se daher rück­ab­ge­wi­ckelt wer­den und der Händ­ler habe den Por­sche Cayenne zurück­zu­neh­men und den Kauf­preis abzüg­lich einer Nut­zungs­ent­schä­di­gung zu erstat­ten.

Das OLG führ­te aus, dass die Nach­bes­se­rung durch ein Soft­ware-Update dem Klä­ger auf­grund des zer­stör­ten Ver­trau­ens­ver­hält­nis­ses zum Her­stel­ler Por­sche nicht zumut­bar sei. Das Gericht erteil­te dem Argu­ment, dass der Man­gel uner­heb­lich sei, weil zu gerin­gen Kos­ten ein Soft­ware-Update auf­ge­spielt wer­den kann, eine kla­re Absa­ge. Schon durch den Wert­ver­fall von Die­sel­fahr­zeu­gen, auch wenn sie ein Soft­ware-Update erhal­ten haben, sei der Man­gel erheb­lich. Hin­zu kämen Risi­ken wie höhe­rer Ver­brauch oder Ver­schleiß nach dem Update.

In dem Urteil führt der Senat aus, Por­sche sei Ende 2015 von der US-Umwelt­be­hör­de auf Abgas­ma­ni­pu­la­tio­nen hin­ge­wie­sen wor­den. Por­sche kön­ne sich nicht dar­auf beru­fen, dass der Motor von der Kon­zern­schwes­ter Audi gebaut wur­de. Im Kon­text der län­ge­ren Vor­ge­schich­te habe sie des­halb Anlass gehabt, aktiv zu prü­fen, ob die von ihr ver­wen­de­ten Fremd­mo­to­ren tat­säch­lich betrof­fen waren, und davor nicht die Augen ver­schlie­ßen dür­fen. Por­sche hat den Motor mit der Abschalt­ein­rich­tung ein­ge­baut und die Fahr­zeu­ge in den Ver­kehr gebracht.

Wegen der Ein­zel­hei­ten wird auf das ver­link­te Urteil Bezug genom­men. Die Revi­si­on zum Bun­des­ge­richts­hof hat der Senat zuge­las­sen.

Betrof­fen sind alle Die­sel­mo­del­le der Rei­hen Cayenne, Pan­ame­ra und Macan.

Für Lea­sing­neh­mer gilt:

wer ein vom Abgas­skan­dal betrof­fe­nes Fahr­zeug geleast hat und gegen den Fahr­zeug­her­stel­ler ein Scha­dens­er­satz­an­spruch wegen vor­sätz­li­cher sit­ten­wid­ri­ger Schä­di­gung zusteht, kann unter Anrech­nung der Gebrauchs­vor­tei­le von dem Fahr­zeug­her­stel­ler die Erstat­tung der an den Lea­sing­ge­ber geleis­te­ten Anzah­lung, der Lea­sing­ra­ten und der Gebühr für die Nicht­aus­übung der Kauf­op­ti­on ver­lan­gen. Das hat der 13. Zivil­se­nat des OLG Hamm mit Urteil vom 10.12.2019 – 13 U 86/18 – ent­schie­den.

Bian­ca M. Jan­ßen

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Über den Autor

  • Bianca M. Janßen

    Bian­ca M. Jan­ßen ist seit 2005 als Rechts­an­wäl­tin zuge­las­sen. Zudem ist sie Fach­an­wäl­tin für Bank- und Kapi­tal­markt­recht sowie Miet- und Wohn­ei­gen­tums­recht. Anwalts­pro­fil