Anwalt Kom­mu­ni­ka­ti­on

Kom­mu­ni­ka­ti­on und Emo­tio­nen

Ana­ly­siert man Kon­flik­te, stellt man schnell fest, dass Ursa­che vie­ler tief grei­fen­der Kon­flik­te eine Stö­rung in der Kom­mu­ni­ka­ti­on der Betref­fen­den unter­ein­an­der ist. Die oft unver­ein­bar erschei­nen­den Posi­tio­nen sind nicht Ursa­che, son­dern Resul­tat des Kon­flik­tes, was den Kon­flikt­par­tei­en aber nicht bewusst ist.

Kom­mu­ni­ka­ti­on ist der Aus­tausch von Nach­rich­ten. Eine Nach­richt ist aber immer nur ein Ange­bot an den Emp­fän­ger, die­sem etwas mit­zu­tei­len. Dabei ent­hält eine Nach­richt immer vie­le Bot­schaf­ten Und damit es noch kom­pli­zier­ter wird, hat der Emp­fän­ger die freie Aus­wahl, wie er eine bei ihm ein­ge­hen­de Nach­richt auf­nimmt: mit dem Sach‑, Beziehungs‑, Selbst­of­fen­ba­rungs- oder Appell­ohr (Schulz von Thun Mit­ein­an­der Reden: 1). Stö­rungs­freie Kom­mu­ni­ka­ti­on ist somit kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit.

Denn jeder geht zunächst davon aus, dass die von ihm gesen­de­te Nach­richt einen objek­ti­vier­ba­ren Inhalt hat und die­ser iden­tisch ist mit dem, was gemeint ist. Die häu­figs­te Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stö­rung ist die Gleich­set­zung von Sen­der- und Emp­fän­ger­ho­ri­zont, die zu dem führt, was gemein­hin als Miss­ver­ständ­nis bezeich­net wird. Ein dau­er­haf­tes Miss­ver­ständ­nis führt zu dau­er­haft gestör­ter Kom­mu­ni­ka­ti­on und dies führt zu Kon­flik­ten. Eine klas­si­sche Abwärts­spi­ra­le.

Bei nach­hal­ti­gen Kon­flik­ten nimmt dabei die Eigen­dy­na­mik eska­lier­ter Kon­flik­te und damit die Fremd­steue­rung erheb­lich zu. Die Betei­lig­ten sehen auf Dau­er nur noch das, was ihren Vor­stel­lun­gen und ihren bis­he­ri­gen Erwar­tun­gen ent­spricht (Glasl, Kon­flikt­fä­hig­keit statt Streit­lust; Watz­la­wick, Anlei­tung zum Unglück­lich­sein). Gestör­te Kom­mu­ni­ka­ti­on führt zwangs­läu­fig zu Ver­let­zun­gen im zwi­schen­mensch­li­chen Bereich. Die meis­ten Kon­flik­te unter Ehe­leu­ten, Gesell­schaf­tern, aber auch Geschäfts­part­nern oder Arbeits­kol­le­gen erklä­ren sich aus nach­hal­tig gestör­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­struk­tu­ren, bei denen die Betei­lig­ten sich in ihren legi­ti­men Erwar­tun­gen an die ande­re Par­tei ent­täuscht sehen. Sie sehen sich in ihren Bedürf­nis­sen nach Respekt, Aner­ken­nung, Auto­no­mie etc. ver­letzt. Dabei kom­men Emo­tio­nen ins Spiel: Emo­tio­nen sind die Kin­der ver­letz­ter Bedürf­nis­se. Mit den Emo­tio­nen nimmt die Fremd­steue­rung zu. Der Kon­flikt eska­liert wei­ter. Nicht mehr die Lösung eines Pro­blems, son­dern die Ver­tei­di­gung der eige­nen Posi­ti­on steht im Vor­der­grund. Ver­ste­tigt sich der Kon­flikt, erreicht er ein Sta­di­um, in dem die Schä­di­gung des Gegen­übers, selbst unter Inkauf­nah­me eige­ner Nach­tei­le, im Vor­der­grund steht, nicht mehr die Lösung eines Pro­blems.

Hil­fe von Außen ist in die­ser Situa­ti­on sinn­voll und not­wen­dig, damit die­se Eska­la­ti­ons­stu­fe nicht erreicht wird. Je früh­zei­ti­ger die Kon­flikt­ana­ly­se und ‑beglei­tung ansetzt, umso eher besteht Aus­sicht auf Erfolg. Die­se Ana­ly­se erfor­dert mehr als nur juris­ti­sche Kennt­nis­se. Wir sind ger­ne für Sie da, um Sie bei auf­tre­ten­den Kon­flik­ten in der Bewer­tung der Ursa­che und der Erar­bei­tung von Lösungs­we­gen zu bera­ten – um Kon­flik­te zu ver­mei­den bzw. abzu­bau­en. Zu die­sen Fra­ge­stel­lun­gen steht Ihnen unser Team zur Ver­fü­gung.

Ansprech­part­ner

Cars­ten Lan­ge

Fach­ge­bie­te:
Sanie­rungs­recht und Insol­venz­recht
Media­ti­on / Wirt­schafts­me­dia­ti­on
Coope­ra­ti­ve Pra­xis
Grün­der­be­ra­tung

Tho­mas Oede­ko­ven

Fach­ge­bie­te:
Medi­zin- und Arzt­haf­tungs­recht
Ver­si­che­rungs­recht
Media­ti­on und Coope­ra­ti­ve Pra­xis
Sozi­al­recht

Ver­hand­lungs­füh­rung

Gute Ver­hand­lungs­füh­rung ist eine kom­ple­xe Auf­ga­be, die hohe psy­cho­lo­gi­sche Anfor­de­run­gen an die Betei­lig­ten stellt.
Für erfolg­rei­ches Ver­han­deln ist eine inten­si­ve, sys­te­ma­ti­sche Vor­be­rei­tung not­wen­dig, die inhalt­li­che (recht­li­che, wirt­schaft­li­che etc.) aber auch psy­cho­lo­gi­sche Aspek­te berück­sich­tigt. Hier­zu zäh­len

  • eine aus­rei­chen­de Selbst­re­flek­ti­on bzgl. eige­ner direkt offen­sicht­li­cher, aber auch tie­fer lie­gen­der Inter­es­sen (z.B. güns­ti­ge Ver­trags­be­din­gun­gen ver­sus lang­fris­ti­ge Kun­den­bin­dung)
  • Kennt­nis des eige­nen Ver­hand­lungs­typs (ziel- oder bezie­hungs­ori­en­tiert, ver­mei­dend) mit Erar­bei­tung ent­spre­chen­der Gegen­maß­nah­men
  • Kennt­nis psy­cho­lo­gi­scher Ver­hand­lungs­tech­ni­ken, wie z.B. dem Anker­ef­fekt, um die­se gezielt ein­set­zen zu kön­nen bzw. als Ver­hand­lungs­part­ner die­se zu erken­nen und ihnen wirk­sam begeg­nen zu kön­nen
  • Kon­struk­ti­ver Umgang mit eige­nen Emo­tio­nen und den Emo­tio­nen des Ver­hand­lungs­part­ners, um nicht durch impul­si­ven oder ver­mei­den­den Umgang bei­spiels­wei­se mit eige­nem Ärger oder eige­ner Ent­täu­schung ein Ver­hand­lungs­er­geb­nis zu gefähr­den.

Wer­den die­se Maß­nah­men berück­sich­tigt und umge­setzt, ist ein wich­ti­ger Teil des Weges zu erfolg­rei­chem Ver­han­deln zurück­ge­legt. Die­se Vor­be­rei­tung gelingt bes­ser im Team, da hier durch eine pro­fes­sio­nel­le Außen­sicht auch dem Ver­han­deln­den selbst unbe­wuss­te, aber wich­ti­ge Aspek­te berück­sich­tigt wer­den kön­nen. Bei Vor­be­rei­tung und Klä­rung hel­fen wir Ihnen gern in einem inter­dis­zi­pli­nä­ren Team bestehend aus Herrn Rechts­an­walt Cars­ten Lan­ge und Frau Dr. med. Catha­ri­na Jacobs­köt­ter, Fach­ärz­tin für Psych­ia­trie und Psy­cho­the­ra­pie aus Aachen (Kur­brun­nen­stra­ße 44, 52066 Aachen, Tele­fon 0241/41240713; E‑Mail kjacobskoetter@googlemail.com), mit der unse­re Kanz­lei in die­sem Bereich der Kom­mu­ni­ka­ti­on im Rah­men einer Koope­ra­ti­on zusam­men­ar­bei­tet.

Super­vi­si­on für Rechts­an­wäl­tIn­nen

Unter Super­vi­si­on ver­steht man die Bear­bei­tung von Schwie­rig­kei­ten und Pro­ble­men, die sich aus der beruf­li­chen Inter­ak­ti­on bspw. zwi­schen Anwalt und Man­dant erge­ben kön­nen. Die im Zuge einer Man­dats­be­ar­bei­tung auf­tau­chen­den Fra­ge­stel­lun­gen sind so kom­plex, dass es zum einen schwie­rig ist, allein den Über­blick zu behal­ten und zum ande­ren, die Ant­wor­ten dafür im Zwie­ge­spräch mit sich selbst zu fin­den.

So gibt es Man­da­te, die einen Rechtsanwalt/Rechtsanwältin emo­tio­nal über­mä­ßig beschäf­ti­gen, deren Bear­bei­tung unver­hält­nis­mä­ßig viel Ener­gie kos­tet oder deren Bespre­chun­gen unver­hält­nis­mä­ßig viel anstren­gen­der sind als bei ver­gleich­ba­ren Fäl­len.

Mög­li­cher­wei­se haben Sie sich als Rechtsanwalt/Rechtsanwältin in der­ar­ti­gen Situa­tio­nen die Fra­gen gestellt:

  • Wie­so läuft das Man­dat anders ab, als es geplant oder beab­sich­tigt war?
  • Wie­so berüh­ren die „Mit­spie­ler“ mich als Anwalt emo­tio­nal (posi­tiv oder nega­tiv) mehr als erwar­tet und von mir beein­fluss­bar?

Eine „übli­che Anwalts-Ver­mei­dungs­stra­te­gie“ in der­ar­ti­gen Fäl­len kann es sein:

  • Auf der Sach­ebe­ne zu blei­ben und die Bezie­hungs­ebe­ne zu ver­wei­gern;
  • oder das Beziehungsthema/Problem auf eine ande­re Stel­le zu dele­gie­ren;
  • oder sich bestimm­ten Gesprä­chen in die­sem Man­dat zu ver­wei­gern oder sie zu redu­zie­ren.

Die Super­vi­si­on soll dazu die­nen, alter­na­tiv zu der vor­be­nann­ten Ver­mei­dungs-Stra­te­gie, die beruf­li­chen Fähig­kei­ten und Fer­tig­kei­ten im jewei­li­gen Tätig­keits­feld des Super­vi­sa­n­den zu ver­bes­sern, aber auch die opti­ma­le Wahr­neh­mung und Nut­zung sei­ner per­sön­li­chen Res­sour­cen her­bei­zu­füh­ren.

Die Super­vi­si­on wird heut­zu­ta­ge in allen Beru­fen, in denen Bezie­hungs­ar­beit geleis­tet wird, (z.B. ver­schie­de­ne Psy­cho­the­ra­pie­for­men, Sozi­al­ar­beit, zuneh­mend auch in der Wirt­schaft (hier ins­be­son­de­re auf Füh­rungs­ebe­ne auch als Coa­ching bezeich­net)) ange­wandt. Da auch zwi­schen Man­dan­ten und Rechtsanwalt/Rechtsanwältin inten­si­ve Inter­ak­tio­nen statt­fin­den, denen sich die Betei­lig­ten oft nicht in ihrem zu berück­sich­ti­gen­den Umfan­ge bewußt sind oder die nicht immer bewusst gestal­tet wer­den, ist hier die Super­vi­si­on eben­falls sinn­voll.

Inhalt der Super­vi­si­on für Rechts­an­wäl­te ist die kon­ti­nu­ier­li­che Refle­xi­on beruf­li­cher Fra­gen, Rol­len­an­for­de­run­gen, Ziel­set­zun­gen und eine bewuss­te Gestal­tung der pro­fes­sio­nel­len Bezie­hung. Im Ein­zel­nen wird dabei die spe­zi­fi­sche Pro­ble­ma­tik des Man­dan­ten bear­bei­tet – mit dem Ziel, ent­we­der Schwie­rig­kei­ten auf­zu­he­ben oder eine schnel­le­re bzw. effek­ti­ve­re Lösung her­bei­zu­füh­ren oder bewusste/unbewusste Kon­flik­te zwi­schen dem Super­vi­sa­n­den und dem Man­dan­ten zu lösen.

Der kon­kre­te Ablauf der Super­vi­si­on hängt vom Ein­zel­fall ab, jedoch las­sen sich grob fol­gen­de Pha­sen beschrei­ben:

  • Pro­blem­i­den­ti­fi­zie­rung: Wel­ches Pro­blem soll ange­spro­chen wer­den? Was ist der Super­vi­si­ons­an­lass?
  • Samm­lung von Infor­ma­tio­nen: Wel­che Infor­ma­tio­nen benö­tigt der Super­vi­sor, um sich ein Bild vom Anlie­gen des Super­vi­sa­n­den machen zu kön­nen?
  • Bear­bei­tung: Wel­che Lösungs­mög­lich­kei­ten ste­hen zur Ver­fü­gung?
  • Aus­wer­tung: Zu wel­chem Schluss kom­men Super­vi­sor und Super­vi­sa­nd? Wel­che Aus­wir­ku­gen hat dies auf die Fort­füh­rung des Man­da­tes? Ggf. Was gedeu­tet dies für den Super­vi­sa­n­den per­sön­lich?

Die Super­vi­si­on stellt somit eine inten­si­ve Bear­bei­tung beruf­li­cher Pro­ble­me sowohl auf sach­li­cher als auch auf inter­ak­tio­nel­ler Ebe­ne dar und erleich­tert es den Berufs­all­tag effek­tiv und res­sour­cen­scho­nend zu gestal­ten. Zwei­fels­oh­ne stellt aber jede gelun­ge­ne Super­vi­si­on auch eine per­sön­li­che Berei­che­rung für den Super­vi­sa­n­den dar.

Daher haben wir uns ent­schlos­sen in einem inter­dis­zi­pli­nä­ren Team Ihnen als Rechtsanwalt/Rechtsanwältin die Mög­lich­keit der Super­vi­si­on zu eröff­nen. Denn dadurch kön­nen Sie fol­gen­des errei­chen:

  • einen von Ihnen als Rechtsanwalt/Rechtsanwältin über­zeug­ter oder noch über­zeug­te­rer Man­dant, zu dem der Kon­takt besteht und auf­recht­erhal­ten oder wie­der­her­ge­stellt wer­den kann,
  • für Sie als Rechtsanwalt/Rechtsanwältin die Hil­fe für mich selbst (Selbst­er­kennt­nis und Klä­rung der durch das Mandat/Fall ein­ge­tre­te­nen emo­tio­na­len Situa­ti­on);
  • eine effek­ti­ve­re Fall­ge­stal­tung, indem „Schlei­fen“ in der Man­dats­be­ar­bei­tung ver­mie­den wer­den kön­nen und es hier­durch in weni­ger Schrit­ten schnel­ler vor­an­geht.

Wenn Sie die­se Mög­lich­kei­ten nut­zen möch­ten, die Ihnen die Super­vi­si­on bei Ihrer Tätig­keit als Rechtsanwalt/Rechstanwältin bie­tet, unter­stüt­zen wir Sie ger­ne in unse­rem inter­dis­zi­pli­nä­ren Team bestehend aus Herrn Rechts­an­walt Cars­ten Lan­ge und Frau Dr. med. Catha­ri­na Jacobs­köt­ter, Fach­ärz­tin für Psych­ia­trie und Psy­cho­the­ra­pie aus Aachen (Anna­stra­ße 58, 52062 Aachen, Tele­fon 0241/41240713; E‑Mail kjacobskoetter@web.de), mit der unse­re Kanz­lei in die­sem Bereich der Kom­mu­ni­ka­ti­on zusam­men­ar­bei­tet.

Kri­ti­sie­ren ohne zu krän­ken – „Takt­vol­le Direkt­heit“

I. Kom­mu­ni­ka­ti­on als Aus­gangs­la­ge

Die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen zwei Per­so­nen oder in Grup­pen ist u.a. von fol­gen­den Aspek­ten geprägt:

1. Vier Sei­ten einer Nach­richt (nach Schulz von Thun)

Mit einer Nach­richt tei­le ich mei­nem Gegen­über zugleich unter­schied­li­che Bot­schaf­ten mit:

  • Sach­in­halt: Wor­über ich infor­mie­re;
  • Selbst­of­fen­ba­rung: Was ich von mir selbst kund­ge­be;
  • Appell: Wozu ich mein Gegen­über ver­an­las­sen möch­te;
  • Bezie­hung: Was ich von mei­nem Gegen­über hal­te und wie wir zuein­an­der ste­hen.

Die­se Nach­richt erhält mein Gegen­über und emp­fängt es wie­der­um aus sei­ner Sicht. Der Emp­fän­ger ist frei in der Aus­wahl, auf wel­che Bot­schaft der Nach­richt er den Schwer­punkt legt und damit mit wel­chem sei­ner vier Ohren er die Bot­schaft emp­fängt:

  • Selbst­of­fen­ba­rungs­s­ohr: Was ist das für einer?
  • Sach­in­halts­ohr: Wie ist der Sach­ver­halt zu ver­ste­hen?
  • Bezie­hungs­ohr: Wie redet der mit mir?
  • Appell­ohr: Was soll ich auf­grund die­ser Mit­tei­lung tun, den­ken, füh­len?

Je nach­dem, wel­ches der 4 Ohren auf Emp­fang geschal­tet ist, nimmt ein Gespräch einen sehr unter­schied­li­chen Ver­lauf.

Ein Bei­spiel zur Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stö­run­gen in bereits vor­han­de­nen Kon­flik­ten ist die Situa­ti­on, dass der Sen­der mit sei­ner Nach­richt einen Sach­in­halt mit­tei­len möch­te. Der Emp­fän­ger ist jedoch durch die Kon­flik­te aus der Ver­gan­gen­heit bereits so über­emp­find­lich, dass er alles auf sich bezieht und sich leicht ange­grif­fen fühlt. Er hört bezie­hungs­neu­tra­le Nach­rich­ten nur noch mit einem über­gro­ßen Bezie­hungs­ohr. Die­ser Umstand führt letzt­end­lich zu Pro­ble­men in der Bezie­hung, weil der Sen­der die Angriffs­wir­kung sei­ner sei­nes Erach­tens erteil­ten Sach­in­for­ma­ti­on nicht ver­steht bzw. hier­von über­rascht ist. Der Fort­gang der Eska­la­ti­on hat damit eine – wei­te­re – Grund­la­ge erhal­ten.

2. Unter­schied­li­che Kon­flikt­hal­tung

In Kon­flik­ten tre­ten unter­schied­li­che Hal­tun­gen der betei­lig­ten Men­schen zu Tage: Ent­we­der sind sie sehr kon­flikt­scheu oder streit­lus­tig.

Wenn in einer Grup­pe eine deut­li­che Anzahl eher kon­flikt­ver­mei­dend agiert, ent­steht eine Kul­tur der Kon­flikt­un­ter­drü­ckung, der es an Krea­ti­vi­tät und neu­en Impul­sen fehlt. Im ent­ge­gen­ge­setz­ten Fall einer streit­lus­ti­gen Grup­pe wird häu­fig und über alles so inten­siv gestrit­ten, dass jeg­li­che Gemein­schaft nicht mehr vor­han­den ist.

Um die­se Dis­kre­pan­zen zu ver­mei­den, muss jeder ein­zel­ne und eine Gemein­schaft dar­an arbei­ten, kon­flikt­fä­hig zu wer­den.

Dies kann für jeden ein­zel­nen dadurch erreicht wer­den, dass er sei­ne Phan­ta­sie, die er zu erleb­ten und noch zu erle­ben­den Kon­flik­ten hat, kri­tisch über­prüft.

Kon­flikt­scheue Per­so­nen befürch­ten, dass sie durch aggres­si­ves Ver­hal­ten gefühl­los wir­ken und ande­re ver­let­zen. Daher unter­drü­cken sie ihre Gefüh­le und zie­hen sich zurück. Sie über­schät­zen den Scha­den eines kon­fron­ta­ti­ven Ver­hal­tens und kön­nen durch über­trie­be­ne Phan­ta­sien erar­bei­ten, dass Kon­flik­te nicht die nega­ti­ve Wir­kung für sie haben, die sie sich vor­stel­len.

Streit­lus­ti­ge Men­schen möch­ten sich dage­gen nicht zu nach­gie­big zei­gen und nicht für unsi­cher gehal­ten wer­den. Daher zei­gen sie Emo­tio­nen offen und neh­men bei sich und bei ihrem Gegen­über lie­ber Ver­let­zun­gen in Kauf, als dass sie sich zurück­zie­hen. Sie unter­schät­zen die zer­stö­re­ri­schen Wir­kun­gen ihres kon­fron­ta­ti­ven Ver­hal­tens durch kri­ti­sche Über­prü­fung ihrer Phan­ta­sie­vor­stel­lun­gen. Es ist ihr Weg zur Mit­te und Aus­ge­gli­chen­heit, weni­ger kon­flikt­träch­tig zu agie­ren.

II. Schrit­te der Umset­zung

Wie kann es ich es bei die­ser in bei­spiel­haf­ten Aspek­ten dar­ge­stell­ten Aus­gangs­si­tua­ti­on errei­chen, jeman­dem das zu sagen, was mich an ihm stört, ohne ihn zu ver­let­zen?

Die Schrit­te hier­zu sind sowohl in einer Zwei­er­be­zie­hung als auch in einer Grup­pe letzt­end­lich iden­tisch. Sie kön­nen in Rol­len­spie­len erlebt und damit erlernt wer­den. Im ers­ten Schritt ist es bereits hilf­reich, „Sen­so­ren für takt­vol­le Direkt­heit“ auf­zu­bau­en und damit letzt­end­lich ein Bewusst­sein dafür zu ent­wi­ckeln, wo die Stell­schrau­ben lie­gen und damit die Mit­tel für nicht ver­let­zen­de Kri­tik:

1. Ich-Bot­schaf­ten

Wenn Span­nun­gen auf­tre­ten, soll­ten sie ange­spro­chen wer­den. Die­ses Anspre­chen erfolgt am bes­ten in der Form sog. „Ich-Bot­schaf­ten“ und damit nicht durch sog. „Du-Bot­schaf­ten“. Für kon­flikt­scheue Per­so­nen ist dies ein Schritt, der Über­win­dung kos­tet.

Bei auf­tre­ten­den Kon­flik­ten fra­ge ich mich, wie ich die­se wahr­neh­me, was ich dabei füh­le und dies spre­che ich sodann an, indem ich mit­tei­le, wie ich mich füh­le und was mich bewegt.

Durch die­se Ich-Bot­schaf­ten

  • brin­ge ich mei­ne eige­ne Mit­ver­ant­wor­tung für die vor­han­de­ne Situa­ti­on zum Aus­druck;
  • for­de­re ich von mei­nem Gegen­über nichts und fühlt sich mein Gegen­über durch mei­ne Aus­sa­ge auch nicht nega­tiv bewer­tet,
  • son­dern bewirkt die­se Ich-Bot­schaft ein gegen­sei­ti­ges Sich-Öff­nen.

2. Kon­sens über sog. „Un-Wer­te“

In den neun Eska­la­ti­ons­stu­fen von Fried­rich Glasl beginnt die Eska­la­ti­on mit der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stö­rung in Form einer Ver­här­tung und führt über per­sön­li­che Angrif­fe zu Ver­nich­tungs­schlä­gen. Die­ser Eska­la­ti­ons­dy­na­mik kann man bereits in der ers­ten Stu­fen ent­ge­gen­tre­ten, indem man sei­ne „Un-Wer­te“ klar kom­mu­ni­ziert und damit dem Gegen­über erklärt, dass man sich selbst Gren­zen setzt und es einem nicht egal ist, ob und wie sich der Kon­flikt wei­ter ent­wi­ckelt.

Die Wir­kung die­ser Aus­sa­ge ist, dass ich mög­li­che Angst­phan­ta­sien bei mei­nem Gegen­über ent­kräf­te und bei ihm errei­chen kann, dass auch er sich in die Rich­tung äußert, mit dem bis­he­ri­gen Ver­lauf nicht zufrie­den zu sein. Es kann in einem ers­ten Zwi­schen­schritt die Gemein­sam­keit dar­über erreicht wer­den, was es unbe­dingt zu ver­mei­den gilt.

Iden­tisch bei der Äuße­rung von „Ich-Bot­schaf­ten“ und „Un-Wer­ten“ ist, dass kei­ne Kri­tik am Gegen­über unmit­tel­bar geäu­ßert wird. Bei­de Metho­den gelin­gen letzt­end­lich nur und haben dar­in auch ihre Wir­kung, dass ich authen­tisch mei­ne Gefüh­le äuße­re. Dies wie­der­um setzt aber vor­aus, dass ich mich selbst mit mei­nen eige­nen Gefüh­len aus­ein­an­der­ge­setzt habe und sie ken­ne. Andern­falls kann ich dar­über nicht mit mei­nen Mit­men­schen reden. Inso­fern sind Kon­flik­te und die damit ver­bun­de­nen Mög­lich­kei­ten der Kon­flikt­aus­ein­an­der­set­zung auch ein Weg der Selbst­er­kennt­nis für alle Betei­lig­ten.

3. Acht­sam­keit in der Wort­wahl

Etwas direkt zu sagen, dient der Klar­heit. Von der Direkt­heit ist es aber immer nur ein kur­zer Weg zu einem rau­en Ton und in der Dyna­mik von Kon­flik­ten geht zumeist jedes Takt­ge­fühl ver­lo­ren. Damit ist ein wei­ter zu berück­sich­ti­gen­der Schritt etwas Selbst­ver­ständ­li­ches: Die Wor­te der Kri­tik so zu wäh­len, dass sie kei­ne Abwer­tung mei­nes Gegen­über beinhal­ten.

Auch die Fol­gen einer Abwer­tung sind jedem geläu­fig, da man sie zumeist selbst schon erlebt hat. Man soll­te sie sich jedoch immer wie­der ins Bewusst­sein rufen. Wer­de ich in einem Gespräch gekränkt, ver­las­se ich noch wäh­rend des Gesprächs die Ebe­ne der Sach­ar­gu­men­ta­ti­on und beschäf­ti­ge mich wäh­rend mein Gegen­über noch wei­ter spricht nur noch mit der Fra­ge, wie ich mich per­sön­lich ver­tei­di­gen kann. Ein Zuhö­ren ist nicht mehr mög­lich bzw. fin­det nicht mehr statt. Schulz von Thun (Mit­ein­an­der reden: 2, S. 276) stellt die Situa­ti­on sehr prä­gnant dar, indem er die Fra­ge auf­wirft, was mein Ziel in einem Gespräch ist. Er ver­tritt den Stand­punkt, dass wir – erfasst von einer aggres­si­ven Stim­mung – gar nicht mehr über­zeu­gen wol­len, son­dern mög­li­cher­wei­se den Wunsch haben, unser Gegen­über für sei­ne Hal­tung und sei­nen unse­res Erach­tens fal­schen Stand­punkt zu bestra­fen. Man kann aber in einem Gespräch nicht bei­des haben: Über­zeu­gen und bestra­fen. Inso­fern müs­sen wir uns ent­schei­den. Zur Kon­flikt­ver­mei­dung kann die Lösung nur dar­in lie­gen, Wort und Ver­hal­ten so zu wäh­len, um zu über­zeu­gen (und nicht zu bestra­fen).

4. Phan­ta­sien anspre­chen

Ins­be­son­de­re unter Per­so­nen, die sich län­ger ken­nen und viel mit­ein­an­der erlebt haben, spielt neben Aus­sa­gen und Hand­lun­gen eine erheb­li­che Rol­le in der Kom­mu­ni­ka­ti­on auch die Phan­ta­sie, die sie in ihrem Kopf über ihre Mit­men­schen haben. Dabei müs­sen wir uns im Kla­ren sein, dass Phan­ta­sien zum einen rich­tig oder falsch sein kön­nen und die­se Phan­ta­sien über den ande­ren nur in mir vor­han­den sind.

Inso­fern ber­gen Phan­ta­sien die Gefahr in sich, dass ein Kon­takt unter­bro­chen wird und/oder die Kom­mu­ni­ka­ti­on – für den ande­ren aus nicht erkenn­ba­rem Grun­de – gestört ist. Indem ich mei­ne Phan­ta­sien als zutref­fend zugrun­de lege und für mich behal­te, unter­bre­che ich den Kon­takt zu mei­nem Gegen­über, da ich in dem von mir selbst von ihm geschaf­fe­nen Bil­de lebe. Die wei­te­re Fol­ge die­ser unge­prüf­ten und unaus­ge­spro­che­nen Phan­ta­sien kann letzt­end­lich die sich selbst erfül­len­de Pro­phe­zei­ung sein.

Daher kann auch an die­ser Stel­le der Weg nur dar­in lie­gen, die Phan­ta­sie einer Rea­li­täts­über­prü­fung zu unter­zie­hen und sie gegen­über dem Betref­fen­den anzu­spre­chen und damit zu fra­gen (und zu erfah­ren), ob die Gedan­ken und Gefüh­le , die ich über mein Gegen­über habe und die mich beun­ru­hi­gen, zutref­fend sind oder nicht.

5. Rol­len- bzw. Per­spek­tiv­wech­sel

Ein ers­ter wich­ti­ger Schritt ist die Erkennt­nis, dass es kei­ne objek­ti­ve Wahr­heit gibt. Der Tau­be wird die Tan­zen­den immer für Ver­rück­te hal­ten (Jor­ge Bucay). Jeder hat von sich, sei­nen Mit­men­schen und der Welt eine eige­ne Wahr­neh­mung und hält die­se für rich­tig. Wir erzeu­gen Bil­der von uns und unse­ren Mit­men­schen und die­se ent­spre­chen nicht einer objek­ti­ven Wirk­lich­keit. In Kon­flik­ten kommt der Umstand hin­zu, dass wir als selek­tiv nur das wahr­neh­men, was uns in unse­rem Feind­bild und in der posi­ti­ven Selbst­be­stä­ti­gung von uns bestärkt.

Ein wei­te­rer Schritt in die­ser The­ma­tik ist es, mich selbst mit den Selbst- und Fremd­bil­dern zu kon­fron­tie­ren. Dies ist sowohl in Kon­flik­ten in Zwei­er­be­zie­hun­gen als auch in Grup­pen umsetz­bar. In einem ers­ten Schritt schrei­be ich auf, wie ich mich bzw. die Grup­pe sich sieht und wie ich/wir unser Gegen­über sehen. Den glei­chen Schritt voll­zieht auch der Kon­flikt­part­ner. In einem gemein­sa­men Tref­fen tau­schen wir uns gegen­sei­tig aus, wie wir uns gegen­sei­tig sehen und damit von wel­chen Aspek­ten und Bewer­tun­gen das jewei­li­ge Fremd­bild geprägt ist. Dies wird gemein­sam dis­ku­tiert und erklärt.

In einem drit­ten Schritt stel­le ich mir selbst oder mei­ne Grup­pe die Fra­ge, war­um mein Gegen­über mich so sieht, was ich selbst dazu bei­getra­gen habe und was ich ändern muss, damit die­ses Bild nicht wei­ter besteht.

III. Zie­le

Bereits mit der Über­schrift zum Aus­druck gebracht, wird das End­ziel, das wir errei­chen wol­len: Kri­ti­sie­ren ohne zu krän­ken. Die Zwi­schen­schrit­te, die dazu hin­füh­ren, soll­ten wir uns kurz zusam­men­ge­fasst bewusst sein:

  • Kei­ne Abwer­tung mei­nes Gegenübers/Konfliktpartners auf der Bezie­hungs­sei­te;
  • Ver­mei­dung, dass in Diskussionen/Verhandlungen die Ener­gie dafür ver­geu­det wird, mich selbst reha­bi­li­tie­ren, ver­tei­di­gen zu müs­sen;
  • das Bewusst­sein, dass Dis­kus­si­on mit unter­schied­li­chen Stand­punk­ten (unab­hän­gig vom Grad der auf­ge­tre­te­nen Emo­tio­nen) den Zweck haben, zu über­zeu­gen und nicht zu bestra­fen.

IV. Zusam­men­fas­sung der ein­zel­nen Schrit­te

Kon­flik­te und Span­nun­gen fal­len nicht vom Him­mel, son­dern wer­den wahr­ge­nom­men und in dem Augen­blick, in dem ich sie wahr­neh­me, habe ich Zeit genug, mich mit ihrer Exis­tenz und der Fra­ge, wie ich sie lösen kann aus­ein­an­der­zu­set­zen. Die­se Zeit kann ich sinn­voll nut­zen, indem ich mir immer wie­der der ein­zel­nen Schrit­te für eine takt­vol­le Direkt­heit bewusst wer­de:

  1. Anspre­chen von Kon­flik­ten und nicht unter­drü­cken
  2. „Ich-Bot­schaf­ten“ aus­spre­chen
  3. Kon­sens über „Un-Wer­te“ errei­chen
  4. Acht­sam­keit der Wort­wahl
  5. Mei­ne Phan­ta­sien über mein Gegen­über anspre­chen
  6. Sich dar­über bewusst sein, dass es kei­ne objek­ti­ve Wahr­heit gibt und somit bei jedem ein Selbst- und Fremd­bild exis­tiert, das in den über­wie­gen­den Fäl­len nicht iden­tisch ist.

Unser Ange­bot an Sie

Wir hof­fen, dass die­se Aus­füh­run­gen für Sie hilf­reich sind. In der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit ande­ren und damit im eige­nen Ver­hal­ten und dem mei­nes Gegen­übers die auf­ge­führ­ten Aspek­te zu beob­ach­ten ist ein span­nen­des Erleb­nis. Im wei­te­ren kann man nach die­ser „ers­ten Selbst­er­fah­rung“ die Fra­ge, wie zukünf­tig in der Grup­pe, der man zuge­hört, die Fra­ge, ob und wie zukünf­tig mit Kri­tik umge­gan­gen wird, ange­spro­chen wer­den, um hier­zu ein Ein­ver­neh­men zu erzie­len.

Wir sind ger­ne bereit, Sie bei die­ser Umset­zung durch Bera­tung und/oder work­shops zu unter­stüt­zen. Mel­den Sie sich ger­ne bei uns unter lange@dhk-law.com.

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