Seit dem 27.12.2017 ist das Trans­pa­renz­re­gis­ter online. Recht­li­che Grund­la­ge des Trans­pa­renz­re­gis­ters ist § 18 des Geld­wä­sche­ge­set­zes. Es han­delt sich um ein gesetz­lich vor­ge­schrie­be­nes Ver­zeich­nis. Gemäß des­sen Absatz 1 wird ein Regis­ter zur Erfas­sung und Zugäng­lich­ma­chung von Anga­ben über den wirt­schaft­lich Berech­tig­ten ein­ge­rich­tet. Adres­sa­ten des Trans­pa­renz­ge­set­zes sind alle inlän­di­schen juris­ti­schen Per­so­nen des Pri­vat­rechts und die ein­ge­tra­ge­nen Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten. BGB-Gesell­schaf­ten und bör­sen­no­tier­te Akti­en­ge­sell­schaf­ten sind hin­ge­gen nicht zur Mel­dung ver­pflich­tet. Die Unter­neh­men sind spä­tes­tens seit dem 01.10.2017 zur unver­züg­li­chen Mit­tei­lung ihrer wirt­schaft­lich Berech­tig­ten an das Trans­pa­renz­re­gis­ter ver­pflich­tet.

Sinn und Zweck die­ses Trans­pa­renz­re­gis­ters ist es, Gestal­tun­gen offen­zu­le­gen, wonach die nach außen für eine Gesell­schaft, Stif­tung etc. als Gesell­schaf­ter in Erschei­nung tre­ten­den Per­so­nen offen­le­gen müs­sen, ob sie ggf. als Treu­hän­der, Stroh­leu­te, Nieß­brauchs­ge­ber etc. für einen dahin­ter­ste­hen­den soge­nann­ten wirt­schaft­lich Berech­tig­ten han­deln. Wirt­schaft­lich Berech­tig­te im Sin­ne des Geset­zes sind natür­li­che Per­so­nen, die unmit­tel­bar oder mit­tel­bar mehr als 25 % der Kapi­tal- oder Stimm­an­tei­le hal­ten oder auf ver­gleich­ba­re Wei­se Kon­trol­le aus­üben. Anknüp­fungs­punkt kann auch ein Stimm­bin­dungs­ver­trag oder Son­der­be­stim­mun­gen in der Sat­zung, ins­be­son­de­re bei Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten, Treu­hand- und Nieß­brauchs­ver­hält­nis­se, Unter­be­tei­li­gun­gen sowie stil­le Betei­li­gun­gen, Son­der­stimm­rech­te oder Kon­stel­la­tio­nen, bei denen natür­li­che Per­so­nen über Betei­li­gungs­ket­ten mit­tel­bar Kapi­tal­an­tei­le bzw. Stimm­rech­te hal­ten, sein. Eine Ver­pflich­tung zur Mit­tei­lung an das Trans­pa­renz­re­gis­ter besteht aller­dings dann nicht, wenn sich die wirt­schaft­lich Berech­tig­ten bereits aus ande­ren öffent­li­chen Quel­len, ins­be­son­de­re dem Han­dels­re­gis­ter erge­ben.

Eine deut­sche GmbH, deren Gesell­schaf­ter in der Gesell­schaft­er­lis­te bei dem Han­dels­re­gis­ter geführt wer­den, muss daher inso­weit kei­ne Anga­ben (mehr) an das Trans­pa­renz­re­gis­ter machen, wenn die dort genann­ten Gesell­schaf­ter auch tat­säch­lich zu 100 % die wirt­schaft­lich Berech­tig­ten sind.

Aber bereits hier ist Vor­sicht gebo­ten: Da unter­las­se­ne Mel­dun­gen an das Trans­pa­renz­re­gis­ter buß­geld­be­währt sind, emp­fiehlt sich die Über­prü­fung, ob die Gesell­schaft­er­lis­te bei dem Han­dels­re­gis­ter noch aktu­ell ist. Selbst wenn die Gesell­schaft­er­lis­te noch aktu­ell ist, ist zu über­prü­fen, ob Berech­ti­gun­gen an der gesell­schafts­recht­li­chen Betei­li­gung, ins­be­son­de­re im Hin­blick auf Nieß­brauch bestehen.

Dies ist z.B. häu­fig dann der Fall, wenn im Wege der vor­weg genom­me­nen Erb­fol­ge Kin­dern von Gesell­schaf­tern Geschäfts­an­tei­le über­tra­gen wer­den, sich die Eltern jedoch den Nieß­brauch an dem Geschäfts­an­teil vor­be­hal­ten.

Anga­ben, die im Trans­pa­renz­re­gis­ter gemacht wer­den, sind Drit­ten bei Nach­weis des Inter­es­ses ersicht­lich. Anga­ben wer­den in aller Regel auch nicht gelöscht, son­dern wie im Han­dels­re­gis­ter bei Ände­rung als nicht mehr aktu­ell ange­zeigt. Vor­sicht ist daher gebo­ten, dass nicht zu vie­le Infor­ma­tio­nen preis­ge­ge­ben wer­den.

Bei Stif­tun­gen bedarf es in jedem Fall einer Mit­tei­lung an das Trans­pa­renz­re­gis­ter, um ins­be­son­de­re die Mit­glie­der des Stif­tungs­vor­stands anzu­ge­ben. Denn die­se Per­so­nen erge­ben sich bis­lang nicht aus öffent­li­chen Regis­tern.

Kor­re­lie­rend besteht eine Pflicht der Unter­neh­men, im Rah­men des inter­nen Com­pli­ance-Sys­tems dafür Sor­ge zu tra­gen, dass peri­odisch regel­mä­ßig, min­des­tens ein­mal im Jahr, über­prüft wird, ob Ände­run­gen bei den wirt­schaft­li­chen Berech­tig­ten bekannt gewor­den sind. Geschäfts­füh­rer und Vor­stän­de von Unter­neh­men trifft somit eine Nach­fra­ge­pflicht gegen­über ihren unmit­tel­ba­ren Gesell­schaf­tern. Eine Nach­for­schungs­pflicht besteht hin­ge­gen nicht. Die Gesell­schaf­ter ihrer­seits sind ver­pflich­tet, ent­spre­chen­de Daten unauf­ge­for­dert an die Geschäfts­füh­rung zu über­mit­teln.

 


Gui­do Imfeld
Rechts­an­walt / Avo­cat / Advo­caat
Fach­an­walt für inter­na­tio­na­les Wirt­schafts­recht
Fach­an­walt für Han­dels- und Gesell­schafts­recht
Fach­an­walt für gewerb­li­chen Rechts­schutz
Wirt­schafts­me­dia­tor

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Ja, ich habe die Daten­schutz­er­klä­rung zur Kennt­nis genom­men und bin mit Absen­den des Kon­takt­for­mu­la­res mit der elek­tro­ni­schen Ver­ar­bei­tung und Spei­che­rung mei­ner Daten ein­ver­stan­den. Mei­ne Daten wer­den dabei nur streng zweck­ge­bun­den zur Bear­bei­tung und Beant­wor­tung mei­ner Anfra­ge benutzt.

Über den Autor

  • Guido Imfeld

    Gui­do Imfeld ist zuge­las­se­ner Anwalt seit 1996 und Fach­an­walt für Inter­na­tio­na­les Wirt­schafts­recht, für Han­dels- und Gesell­schafts­recht. Seit dem Jah­re 2000 ist er auch in Bel­gi­en als Anwalt zuge­las­sen. Zum Anwalts­pro­fil